London/Athen - Die Schulden Griechenlands bei internationalen Pharmakonzernen haben die Milliarden-Grenze überschritten. Das Land stehe bei den Unternehmen mit 1,1 Milliarden Euro in der Kreide, sagte Richard Bergström, Generaldirektor des europäischen Branchenverbandes EFPIA, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.

Die betroffenen Mitgliedsfirmen hätten seit Dezember 2014 kein Geld mehr von dem krisengeschüttelten Euro-Land erhalten. Krankenhäuser und der staatliche Krankenversicherer Eopyy bezahlten nicht. Für die Pharmakonzerne bedeute dies ein Dilemma. Sie stünden unter dem moralischen Druck, nicht die Lieferungen von lebenswichtigen Medikamenten an die griechische Bevölkerung zu stoppen.

Die Unternehmen und EU-Vertreter berieten nun Optionen für den Fall, dass Griechenland pleitegehe oder die Euro-Zone verlasse. Ein solcher Schritt könnte die Einfuhr von notwendigen Gütern wie Arzneimitteln unterbrechen. Griechenland importiert fast alle Medikamente. "Wir haben Gespräche in Brüssel mit der Europäischen Kommission aufgenommen", sagte Bergström. "Wir wollen, dass die Kommission weiß, dass unsere Unternehmen langfristig agieren und sich für Griechenland engagieren." Griechenland ringt seit Monaten mit seinen internationalen Geldgebern um die Reformauflagen für weitere Hilfen über 7,2 Milliarden Euro.

Weiteres Hilfspaket

Griechenland spricht nach Aussagen seines Verhandlungsführers mit den internationalen Geldgebern bereits über ein weiteres Hilfspaket. "Nahezu von selbst sind nun die beiden Verhandlungsprozesse vereint worden", sagte Euclid Tsakalotos der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ, Donnerstagausgabe) laut Vorabbericht.

Es gehe nicht mehr allein um den Abschluss des laufendes Programms und dessen noch ausstehende Kredittranchen über 7,2 Milliarden Euro, sondern auch um künftige Hilfen.

Um beides zu erreichen, sei eine verbindliche Liste von Bedingungen und möglichen Zugeständnissen nötig. Auch nach einem Abschluss müsse in Athen bewertet werden, "ob die Einigung wirtschaftlich und politisch tragbar ist" - für die Regierungspartei Syriza und die Parlamentsfraktion, wird der Vize-Außenminister zitiert.

Er betonte, dass die Entscheidung über weitere Kredite innerhalb der kommenden zwei Wochen fallen müsse. Am 5. Juni muss Griechenland 300 Millionen Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) überweisen. Insgesamt sind im Juni rund 1,6 Milliarden Euro an den IWF fällig. Das aktuelle zweite Hilfsprogramm für Griechenland läuft Ende Juni aus. (APA/Reuters, 27.5.2015)