Eine Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit Österreichs wird im Rahmen des "World Competitiveness Yearbook" geortet.

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Wien – Das Ergebnis des Wettbewerbsrankings des Schweizer Instituts IMD wird die Debatten um den Wirtschaftsstandort Österreich weiterhin anheizen. Denn in der Studie rutscht Österreich dieses Jahr auf Platz 26 von 61 und befindet sich somit nur mehr im Mittelfeld. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Verschlechterung um vier Plätze. Im Jahr 2007 fuhr man mit Platz elf das beste Ergebnis ein, danach begann der kontinuierliche Abstieg. Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, zu Österreichs Abschneiden: "Die Politik muss den Warnruf erst nehmen und eine standortpolitische Trendumkehr herbeiführen."

Einer der Haupttreiber des Absackens Österreichs ist die negative Entwicklung im Bereich "Unternehmenseffizienz". Österreich verschlechtert sich hier gleich um acht Plätze. Verschlechterungen bei der Produktivität und am Arbeitsmarkt zeichneten hierfür verantwortlich, so Studienmitarbeiter José Caballero.

Auch die Situation rund um die "Effizienz der Regierung" sieht nicht rosig aus. Seit 2011 hat sich Österreich in diesem Bereich um zwölf Plätze verschlechtert. Bei einer Bewertung des Steuer- und Abgabensystems landet Österreich gar nur auf Platz 59 und somit auf vorvorletzter Stelle.

Ebenfalls die negativen Entwicklungen bei Wirtschaftswachstum und Staatsverschuldung drücken auf Österreichs Ergebnis. Im Ranking gibt es gar nur sieben Nationen, die beim inflationsbereinigten Wirtschaftswachstum schlechter abschneiden.

In der Studie wird außerdem für jedes der 61 untersuchten Länder eine Liste mit jenen Feldern angeführt, die die besondere Aufmerksamkeit der Politik bekommen sollten. In Österreich sieht man hier vor allem beim frühen Pensionsantrittsalter Handlungsbedarf. Auch Verwaltungs- und Budgetreformen bei den Gebietskörperschaften werden gefordert.

Internationaler Trend

Wie einer Aussendung des IMD zu entnehmen ist, zeichnet der Bereich "Unternehmenseffizienz" überhaupt verantwortlich für viele der Bewegungen im Ranking. So sind auch das Abrutschen Deutschlands und das Aufsteigen Luxemburgs oder Katars auf diesen Faktor zurückzuführen. Angeführt wird das Ranking wie auch schon im Vorjahr von den USA. Den letzten Platz sichert sich Venezuela. Den größten Absturz, um ganze elf Plätze, verzeichnet die Ukraine und belegt damit den vorletzten Platz. Den größten Sprung nach vorne schafft unser südlicher Nachbar Italien. Um acht Plätze verbessert es sich auf Rang 38.

Insgesamt werden in der Studie 342 Kriterien, die vier Bereichen zugeordnet sind, für das Ranking herangezogen. Jeder dieser Bereiche fließt mit 25 Prozent in das Endergebnis ein. Unter diesen Kriterien findet sich zum Beispiel auch die Anzahl an Nobelpreisträgern, die ein Land seit 1950 hervorgebracht hat. Die Kategorien Literatur und Frieden werden hierfür aber nicht berücksichtigt. Dagegen für die Autoren relevant für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes ist die Anzahl an jährlich veröffentlichten wissenschaftlichen Artikeln.

Einen Teil der Daten erhalten die Studienautoren über Managerbefragungen. Vielleicht mit ein Grund, dass ein Land wie Katar, in dem Richter vom Emir ernannt und abgesetzt werden können, sich 13 Plätze vor Österreich befindet. (Andreas Maschke, 28.5.2015)