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Bewegung ist der Schlüssel, um Gewicht zu verlieren. Vor allem bei Kindern. mit speziellen Bewegungsprogrammen werden Kinder und Jugendliche zum Kalorien verbrennen animiert.

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Laut einer aktuellen Studie der Gesundheitsinitiative SALTO – "Salzburg together against obesity" – häufen sich die Fälle von kindlichem Übergewicht bzw. Adipositas in den letzten Jahren, gerade auch in Österreich.

SALTO hat im Rahmen einer Pilotstudie die Ernährungs- und Bewegungspräferenzen sowie die motorische Fitness und das Körpergewicht und die Größe von knapp 200 Kindergartenkindern der Stadt Salzburg erhoben. Dabei zeigte sich, dass von diesen bereits jedes vierte Kind übergewichtig oder adipös war.

Außerdem wurde festgestellt, dass viele Kinder bestimmte motorische Fertigkeiten nicht mehr altersentsprechend beherrschen, was jedoch eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes Körpergewicht darstellt. Ziel von Salto – auf regionale Ebene - und Superfit – im gesamten deutschsprachigen Raum - ist es daher, Kindern (und deren Eltern bzw. Betreuungspersonen) wieder Freude an der Bewegung zu vermitteln und die ganze Familie zu mehr sportlicher Betätigung und gesunder Ernährung zu motivieren.

Oft eine Familienangelegenheit

Dazu Kinderärztin Raffaela Hammerl, die Superfit in Fragen der kindlichen Fußgesundheit, Fitness und Gesundheitsvorsorge berät: "Adipositas ist eine ernstzunehmende chronische Erkrankung, die leider stark zunimmt. Oft ist die ganze Familie von dem Problem betroffen: das Übergewicht wird dann als eine Tatsache akzeptiert, die nicht veränderbar ist, oder als familiäre Veranlagung akzeptiert. Die Ursache liegt aber oft schon in der Fehlernährung im Babyalter."

Ihr Präventions-Ansatz: Sie führt bei jeder Mutter-Kind-Pass-Untersuchung ein Gespräch über die altersgemäße Ernährung durch. So versuche sie, vom Babyalter an Bewusstsein dafür zu schaffen.

Die gesundheitlichen Folgen von Übergewicht bzw. Adipositas bei Kindern sind vor allem orthopädische Probleme (wie O- oder X-Beine bzw. Wirbelsäulendeformitäten), Diabetes Typ II, Bluthochdruck und - nicht zu vergessen - psychische Belastungen durch Stigmatisierung bzw. Ausgrenzung durch Altersgenossen in Kindergarten oder Schule.

Was Übergewicht verursacht

"Übergewicht und Adipositas, auch wenn wir es selbst nicht gleich erkennen, sind bereits im Kleinkindalter häufig festzustellen. Nicht nur gesunde Nahrungsmittel, regelmäßige Mahlzeiten in angenehmer Atmosphäre, auch den Bewegungsapparat und das Herzkreislaufsystem fordernde und fördernde Bewegung sind notwendig, um den Körper in Balance zu halten," sagt Susanne Ring-Dimitriou, Sportwissenschaftlerin an der Paris-Lodron-Universität Salzburg und Projektleiterin von SALTO.

Nahrung ist Sprit für den Bewegungsmotor, der jedoch angeworfen werden muss, damit die Kalorien verbrannt werden können und rät dazu, die Sitz- und Liegezeiten zuhause zu reduzieren. Alleine dadurch kurbelt man die Fettverbrennung an.

Übergewichtige und adipöse Kinder unterscheiden sich kaum von den Normalgewichtigen in Bezug auf das motorische Fertigkeitsniveau. Daher ist es so wichtig, bereits bei der Bewegung im Kindergarten anzusetzen.

Raffaela Hammerl abschließend: "Die Behandlung der Adipositas ist sehr langwierig und schwierig, da eine langfristige Lebensstilumstellung der gesamten Familie nötig ist. Es ist ein multidisziplinärer Herangang von Kinderärzten, Psychologen, Physio- und Ergotherapeuten und Ernährungsberatern gefragt."

Warum es wichtig ist

Wie eine wissenschaftliche Auswertung von zwölf Beobachtungsstudien nun zeigt, ist bereits im jungen Erwachsenenalter, d. h. zwischen 18 und 25 Jahren, eine Gewichtszunahme von durchschnittlich 15,2 Kilogramm mit einem um 22 Prozent erhöhten Darmkrebsrisiko verbunden. Männer sind dabei hinsichtlich einer Krebserkrankung des Dickdarms besonders gefährdet. Bezüglich des Enddarms waren keine geschlechtsspezifischen Unterschiede zu beobachten.

Das Forscherteam um Krasimira Aleksandrova vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) und Sabrina Schlesinger von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel veröffentlichten ihre Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift Obesity Reviews.

Darmkrebs ist die dritt- bzw. die zweithäufigste Krebsform, an der Männer bzw. Frauen in Österreich und Deutschland erkranken. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen verläuft die Krankheit tödlich.

Verschiedene Beobachtungsstudien weisen darauf hin, dass starkes Übergewicht ein wesentlicher Risikofaktor für diese Erkrankung ist, wobei die meisten Studien den Body-Mass-Index (BMI)* verwenden, um das Körpergewicht bzw. die Körperfettmenge der Studienteilnehmer einzuordnen."

Höheres Darmkrebsrisiko

In die Berechnung des BMI fließt das Körpergewicht insgesamt, also auch das Gewicht der fettfreien Körpermasse mit ein. Daher ist der BMI als Indikator für die Körperfettmenge nicht ganz so gut geeignet. Das Körperfett ist jedoch vermutlich der entscheidende Faktor, der über seinen Einfluss auf den Stoffwechsel zur Krebsentstehung beiträgt", sagt Sabrina Schlesinger.

"Da wir davon ausgehen, dass eine Gewichtszunahme im Erwachsenenalter hauptsächlich auf eine Zunahme des Körperfetts zurückzuführen ist, wählten wir für unsere Untersuchung daher das Maß der Gewichtszunahme als einen präziseren Indikator für die Körperfettmenge", ergänzt Krasimira Aleksandrova.

In ihrer Meta-Analyse wertete das Forscherteam die Daten von 12 verschiedenen Beobachtungsstudien aus dem In- und Ausland aus. Insgesamt beinhalteten diese Studien die Daten von 16.151 erstmals an Darmkrebs erkrankten Menschen.

Langfristige Gewichtsreduktion

Wie die Wissenschaftler feststellten, hatte das Ausgangsgewicht keinen Einfluss auf den untersuchten Zusammenhang. Pro fünf Kilogramm, die die Teilnehmer über die Jahre (im Mittel 12,2 Jahre**) zulegten, erhöhte sich das Darmkrebsrisiko um 4 Prozent. Die beobachtete Risikobeziehung für Dickdarmkrebs war bei Männern etwas stärker ausgeprägt als bei Frauen, wobei die Epidemiologen für Enddarmkrebs keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellten."

Um das Darmkrebsrisiko zu minimieren, ist es wichtig, nicht nur mit zunehmendem Alter auf ein normales Körpergewicht und vor allem einen normalen Körperfettanteil zu achten, sondern bereits schon in jungen Jahren damit zu beginnen", fasst Aleksandrova die Ergebnisse zusammen.

"Denn unsere Ergebnisse bestärken erneut die Annahme, dass insbesondere das Körperfett eine entscheidende Rolle für die Erkrankung spielt", erklärt Schlesinger. "Derzeit arbeiten wir daran, die biologischen Mechanismen aufzuklären, die hinter dem beobachteten Zusammenhang stehen", ergänzt Aleksandrova. (red, idw 27.5.2015)