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Bald hat das Warten ein Ende: Die ersten Zwischenergebnisse der Zentralmatura liegen vor.

Foto: APA/Hans Klaus Techt

Wien – Rund 10,5 Prozent der Schüler sind bei der Mathematik-Zentralmatura Anfang Mai durchgefallen. Das zeigt eine erste Auswertung der Ergebnisse der schriftlichen Klausuren durch das Bildungsministerium. Sechs Prozent fielen in Englisch durch, drei Prozent in Deutsch. Burschen erzielten insgesamt etwas bessere Ergebnisse. Am wenigsten Schüler fielen in Oberösterreich durch.

Zwischenauswertung

Die Zwischenauswertung beruht auf einer Rücklaufquote von rund 96 Prozent, die restlichen Resultate wurden noch nicht rückgemeldet. Ebenfalls noch nicht einbezogen wurden die Anfang kommender Woche stattfindenden neuen Kompensationsprüfungen, mit denen negative Noten ausgebessert werden können. Auch die genaue Notenverteilung (also Einser, Zweier, Dreier oder Vierer) wird erst etwas später vorliegen und veröffentlicht.

Erst in Mathematik gibt es - mit einer Rücklaufquote von 83,6 Prozent - ein genaueres Ergebnis. Demnach haben 12 Prozent der Schüler ein "Sehr Gut", 23,2 Prozent ein "Gut", 35,9 Prozent ein "Befrieidigend", 18,6 Prozent ein "Genügend" und 10,3 Prozent ein "Nicht Genügend" bekommen.

Ein genauer Vergleich mit der "alten" Matura ist vorerst nicht möglich. In den früheren Jahren wurden lediglich die Noten in den Maturazeugnissen erhoben, die sich aus schriftlicher und mündlicher Matura gemeinsam zusammensetzten. Eine Art "Faustregel" besagte bisher, dass im Schnitt bei der schriftlichen Mathe-Matura rund zehn bis 15 Prozent der Schüler einen Fünfer kassierten – exakte statistische Daten dazu gibt es aber nicht.

Mädchen-Buben-Vergleich

Praktisch keine Geschlechterunterschiede gab es heuer im Fach Deutsch, wo drei Prozent der Mädchen und vier Prozent der Burschen scheiterten. Wie erwartet bessere Resultate verzeichneten die Burschen in Mathematik und – etwas überraschend – auch in Englisch. In Mathematik bekamen acht Prozent der Burschen und 13 Prozent der Mädchen einen Fünfer, in Englisch vier Prozent der Burschen und sieben Prozent der Mädchen.

Nach Bundesländern betrachtet gab es die größten Unterschiede in der Mathematik: In Oberösterreich kassierten nur sechs Prozent ein Nicht genügend, in Vorarlberg dagegen 15 Prozent. Am zweitschlechtesten schnitten die Maturanten in Salzburg und Wien ab (je 14 Prozent Fünfer), dann folgen fast gleichauf Burgenland, Tirol (je zehn Prozent), Kärnten und Niederösterreich (je neun Prozent) sowie die Steiermark (acht Prozent).

Upper Austria is good at English

Auch in Englisch verzeichnete Oberösterreich die wenigsten Fünfer (drei Prozent). Die meisten Nicht genügend lieferten hier die Burgenländer (zehn Prozent) ab, gefolgt von Kärnten, Steiermark, Salzburg und Tirol (je sieben Prozent), Wien (5,5 Prozent) sowie Niederösterreich und Vorarlberg (je fünf Prozent).

Praktisch keine Unterschiede gab es in Deutsch: Hier kamen in allen Bundesländern zwischen 96 und 98 Prozent der angetretenen Schüler durch.

Ein endgültiges Ergebnis der schriftlichen Matura liegt erst nach den neu eingeführten (mündlichen) Kompensationsprüfungen am 1. und 2. Juni vor. Bei diesen können sich Schüler negative Noten ausbessern. Dafür entfällt der bisher mögliche "Zusatz" bei der mündlichen Matura – mit diesem war bei der "alten" Reifeprüfung die Korrektur einer negativen schriftlichen Note möglich.

Heinisch-Hosek ist "sehr zufrieden"

Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) ist mit den bisher vorliegenden Ergebnissen der Zentralmatura "sehr zufrieden". Große Änderungen bei den Aufgaben für das kommende Jahr hält sie nicht für notwendig. Unterschiedliche Ergebnisse in einzelnen Ländern und an einzelnen Schulen sollen von Standort zu Standort untersucht werden.

Positiv wertet die Ministerin, dass im am meisten gefürchteten Fach Mathematik immerhin schon 90 Prozent beim schriftlichen Teil eine positive Note geschafft hätten. Das Ergebnis könne sich auch noch durch die Kompensationsprüfungen weiter verbessern. Insgesamt ist Heinisch-Hosek mit der Streuung der Noten zufrieden.

Gegenmaßnahmen einleiten

Fehl am Platz wäre für die Ministerin, schon jetzt mit einer Fehlersuche zu beginnen, lägen die Ergebnisse noch nicht endgültig im Detail vor. Aufgabe in den Schulbehörden der Länder werde aber sein, Schule für Schule, Klasse für Klasse die Resultate anzusehen und allenfalls bei auffälligen Ergebnissen für die kommenden Jahre Gegenmaßnahmen einzuleiten.

"Gezielte Förderung schwächerer Schulen"

Bundesschulsprecher Lukas Faymann verlangt eine "gezielte Förderung der schwächeren Schulen mit zusätzlichen Mitteln". Außerdem dürfe die Matura nicht als "fixes System" betrachtet, sondern müsse durch Verbesserungen "noch schülerfreundlicher" gemacht werden, so Faymann am Mittwoch in einer Aussendung.

Für den oberösterreichischen Landesschulratspräsidenten Fritz Enzenhofer (ÖVP) ist das gute Abschneiden der Schüler in seinem Bundesland nicht überraschend. Das habe sich schon durch die guten Ergebnissen bei den Bildungsstandards abgezeichnet. "Echte Ausreißer" bei den Schulen habe es auf den ersten Blick nicht gegeben, sagte Enzenhofer. Offenbar dürften die Unterschiede zwischen "guten" Schulen und solchen in "schwierigeren Gebieten" in Oberösterreich nicht signifikant gewesen sein.

Brandsteidl will schlechte Ergebnisse prüfen

Die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl bewertet die Ergebnisse "durchaus positiv". Grund zum Jubeln gebe es aber keinen. Sie sieht nun den Auftrag, sich die Ergebnisse im Detail und auf Schulebene anzusehen. Wenn es in einzelnen Klassen Probleme bei der Vorbereitung gegeben habe, "heißt es in Folge, Einzelgespräche mit Lehrern und Schulpartnern zu suchen, um hier künftig Verbesserungen - beispielsweise durch entsprechende Fort- und Weiterbildung - zu erzielen." Künftig wolle man von einem Mittelfeldplatz im Bundesländerranking weiter nach oben kommen. (APA, 27.5.2015)