Mountainbikes machen 35 Prozent des heimischen Fahrradbestands aus. Und wenn man schon so ein Ding besitzt, dann will man es auch auf dem Berg und im Wald ausprobieren: 840.000 Österreicher und Österreicherinnen tun das nach eigenen Angaben mehr oder weniger regelmäßig - und mit mäßig schlechtem Gewissen. Denn eigentlich darf man das Rad nur auf jenen Waldwegen benutzen, die dafür eigens vorgesehen sind. Aber wer hält sich schon immer an die strengen Vorgaben? Noch bedenklicher: Wenn sich viele nicht an die Beschränkungen halten, dann wird ja irgendwann ein Gewohnheitsrecht daraus.

Die Waldbesitzer sehen das mit Argwohn. Seit in den 1970er-Jahren das Forstgesetz das "Betreten" des Waldes zu Erholungszwecken gesetzlich erlaubt hat, sehen sie sich ohnehin schon teilenteignet. Dass die Naturfreunde - deren Präsident gleichzeitig Chef des SPÖ-Nationalratsklubs ist - eine "Weiterentwicklung der Wegefreiheit" per Gesetz fordern, ist für sie ein weiteres Alarmsignal.

Da gilt es abzuwägen: Mountainbiking ist - wie Skisport oder Schwimmen - ein beachtlicher Faktor der Tourismuswirtschaft. Aber das kann nicht heißen, dass jeder seinen Grund und Boden dafür unentgeltlich zur Verfügung stellen muss. Und schon gar nicht, dass auf jedem Wanderwegerl Radfahrer Vorrang bekommen. Da gilt es Ausgleich zu schaffen, auch, aber nicht nur in finanzieller Hinsicht - denn es gibt Bereiche, wo die Natur Vorrang haben muss. (Conrad Seidl, 26.5.2015)