London - In Großbritannien muss sich seit Dienstag erstmals ein Banker wegen des Skandals um Manipulationen des internationalen Referenzzinssatzes Libor verantworten. Zum Auftakt des Prozesses im Londoner Stadtteil Southwark warf Staatsanwalt Mukul Chawla dem 35-jährigen Händler Tom Hayes Geldgier vor. Alle Banker seien auf hohe Gewinne aus, Hayes habe dabei jedoch "betrügerisch" gehandelt.

Er habe alles in seiner Macht stehende unternommen, um den Libor zu manipulieren, so die Staatsanwaltschaft. Die Anklagebehörde legt dem früheren Händler der Schweizer Großbank UBS und der Citigroup in acht Anklagepunkten Verschwörung zum Betrug vor. Die britische Behörde gegen Finanzbetrug (SFO) sieht in Hayes den Kopf einer Gruppe von mehreren Händlern, die über Jahre hinweg den Libor manipuliert und sich bereichert haben soll. Hayes soll falsche Angaben über die Höhe die von seiner Bank veranschlagten Zinssätze gemacht haben, um die Berechnung des Libor zu verfälschen. Hayes selbst plädiert auf nicht schuldig.

Der Libor ist der Zinssatz, zu dem sich Banken am Finanzplatz London untereinander Geld leihen. Er wird täglich von Banken festgelegt, von ihrer Höhe sind etwa Haus- und Verbraucherkredite sowie andere Finanzprodukte abhängig. Der Manipulationsskandal war 2012 bekannt geworden. Mehrere Banken wie Barclays, UBS, RBS, Rabobank und die Deutsche Bank haben deshalb bereits hohe Strafzahlungen an die Behörden in den USA und in Großbritannien geleistet. Dutzende Händler wurden gefeuert, gut 20 angeklagt. (APA, 26.5.2015)