Wenn die erste große Welle der Lokalkritik und die erste Reservierungswut über neue Wirtshäuser geschwappt und verebbt ist, schaut der Fidler gern noch einmal hin. Stark anfangen und ebenso stark nachlassen ist schließlich nicht nur eine meiner stärksten Schwächen.

Also: Florianihof in Krems, bald ein Jahr nach dem Neustartstart von Erwin Windhaber und Hartmut Rameder als Pächter von Franz Hirtzbergers "Hofmeisterei Hirtzberger". Ganz gutes Zeichen: ausreserviert, bis auf den Hochtisch, den wir wegen des Wunderbaren aber gegen Ebenerdiges tauschen dürfen. Der Service bleibt so freundlich und fix.

Von Erwin Windhaber war ich ja schon einmal nicht so richtig hingerissen, als er nach dem Kloster Und bei den Nigls in Senftenberg angeheuert hatte. Aber der etwas harsche Befund lag wohl auch an meiner Prädisposition: Nach einer besonders fordernden Tour de Vin, eher eine stimmungsmäßige Tour de Force, sollte man besser nicht mehr über Lokale befinden.

Das hat sich in Wösendorf wunderbar bestätigt - ausgeruht und frisch (ich, über den Biorhythmus der Küche kann ich nichts sagen) ein schönes, gehobenes Wirtshauserlebnis. Und lang nicht so finster, wie manche meiner Bilder ausgefallen sind.

Festtagssuppe mit alles, quasi: Grießknödel, ein herrlich intensiver Leberknödel, ein paar Frittaten. Die Wunderbare wirkte zufrieden, ich kostete sehr gern.

Foto: Harald Fidler

Hühnerherzen auf lauwarmen Paradeisern wäre der Wunderbaren auf den Leib geschmort gewesen - allein, sie zögerte wegen der Oliven. Ein Fehler, lächelte ich in mich hinein. Sehr gut - auch dank schöner Abwechslung zwischen flüssig, cremig, fest und knusprig.

Foto: Harald Fidler

Tolle Zucchini, lobte die Wunderbare etwas hintersinnig den knusprigen Zander mit Kräutergnocchi und Ofenparadeisern. Der Zander freilich schien ihr ein bisschen zu weit auf dem Trockenen, und wer wäre ich, ihr zu widersprechen?

Foto: Harald Fidler

Wenn ich indes einen Maibock links liegen lasse, birgt das größte Gefahr der Enttäuschung schon aus Maibockmangel. Die Taube freilich ließ mich - kurz, aber doch - alle Böcke für's Erste vergessen, die ich gegessen habe, ja auch gleich jene kapitalen, die ich schon geschossen.

Die Taube leicht geräuchert, die Karottencreme fast so süß wie der und die Wunderbare, Schwarzbrot knusprig und pumpernickelig-mollig, die Sauce dicht und dick, dass einem die Finger ein bisserl kleben nach dem Taubenschenkelnagen. Sehr schön. Sehr zufrieden.

Foto: Harald Fidler

Und wenn ich Dessertverächter dann noch den Topfenschmarrn für seine luftige Leichtigkeit lobe, und die Wunderbare vom Rhabarbereis schwärmt - dann ist der Fisch schon lang ge- und vergessen. (Harald Fidler, 26.5.2015)

Hofmeisterei Hirtzberger (Link)

Fünf Gänge, Gedeck, Saft, Wein, Kaffee: 113 Euro.