Der Mobilfunk in Deutschland zündet eine weitere Rakete in der Breitbandkommunikation: Die oberste Aufsichtsbehörde über den Telekommunikationsmarkt in Deutschland, die Bundesnetzagentur, versteigert ab Mittwoch (27.5.) in ihrer Niederlassung in Mainz ein großes Frequenzpaket.

"Wir erwarten, dass die Auktion einen starken Impuls für einen raschen Ausbau der Breitbandnetze insbesondere im ländlichen Raum setzt", sagt der Präsident der Behörde, Jochen Homann. Dabei sieht er Deutschland im mobilen Breitband in Europa in einer digitalen Vorreiterrolle. Als erstes Land in Europa bringt es nämlich Frequenzen aus dem Bereich 700 Megahertz unter den Hammer, die derzeit noch vom Rundfunk genutzt werden. Dieses Spektrum wird aber sukzessive geräumt, weil die Ausstrahlungen von DVB-T auf den Nachfolgestandard DVB-T2 umgestellt werden.

Schnelles Internet

Begehrt sind die Frequenzen deshalb, weil sie sich in besonderer Weise dazu eignen, das schnelle Internet in versorgungsschwache Regionen zu bringen. "Dabei geht es nicht um Peanuts", umschreibt Rüdiger Hahn, Projektleiter der Frequenzauktion bei der Bundesnetzagentur, die Herausforderungen. Rund 150 Rundfunksender müssten schrittweise in den Bereich von unterhalb 694 Megahertz verlagert werden, dann werde der Mobilfunk nach und nach in diese Lücke stoßen.

Die Frequenz-Auktion ist Teil der Pläne der deutschen Regierung, das schnelle Internet über Festnetz und Mobilfunk auf ganzer Linie zum Durchbruch zu verhelfen. Mobile Übertragungsraten von 50 Megabit pro Sekunde und Antennensektor sollen möglich werden und damit 10 MBit für jeden Haushalt sichergestellt sein. Zudem müssen die Netzbetreiber eine flächendeckende Versorgung von mindestens 97 Prozent der Haushalte in jedem Bundesland und 98 Prozent der Haushalte bundesweit garantieren.

Bei Bahntrassen

Verbessern soll sich darüber hinaus auch das Surfen entlang der Autobahn und ICE-Trassen. Der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt ist sich sicher, dass binnen der nächsten drei Jahre abbrechende Mobilverbindungen passé sein sollen: "Klar ist: 2018 sind dann auch alle lästigen Funklöcher in Deutschland geschlossen."

In die Versteigerung in Mainz kommen ferner die abgelaufenen GSM-Frequenzen, mit welchen der digitale Mobilfunk in den 90er Jahren seinen Siegeszug antrat. Dabei soll die Auktion dazu beitragen, die Frequenzen fairer zwischen den Bietern zu aufzuteilen. Durch die Fusion von E-Plus und Telefonica hatte sich die Frequenz-Ausstattung nämlich zu Ungunsten der Konkurrenten Deutsche Telekom und Vodafone verschoben. Die drei Konzerne, nach dem Zusammenschluss der beiden kleinen etwa ähnlich stark, sind die einzigen Bieter, die zur Auktion zugelassen worden waren.

Bieter-Strategien

Mit welchen Strategien die drei nun in die Auktion gehen, ist das vermutlich am besten gehütete Geheimnis. Und auch über die Erlöse kann nur spekuliert werden. Werden die Mindestgebote aller zur Versteigerung anstehenden Pakete addiert, ergibt sich ein unterer Preis von 1,5 Mrd. Euro. "Die Frequenzen sind knapp und extrem wertvoll. Wir gehen davon aus, dass es Bieterwettbewerb geben wird", ist sich Hahn sicher. "Ich erwarte einen munteren Wettbewerb und als Erlös einen Milliardenbetrag", sagt Dobrindt. Doch bei nur drei Unternehmen ist es leichter, durch das Setzen von Bietsignalen die Auktion zu steuern. Da Absprachen aber streng verboten sind, ist der Ausgang offen.

Die Bundesnetzagentur ist unterdessen bestens auf die Auktion vorbereitet. Es ist bereits die sechste Frequenz-Versteigerung an dem Standort. Und fehlen wird auch die legendäre Versteigerungsuhr nicht, mit der im Jahr 2000 die spektakuläre UMTS-Auktion beendet wurde. Eine Summe von 50,8 Mrd. Euro hatten damals sechs Bieter auf den Tisch geblättert - in einer Zeit, als die Mobilfunkeuphorie keine Grenzen kannte. (APA, 26.5.2015)