Der Song Contest 2015 in Wien ist Geschichte, der Schwede Måns Zelmerlöw hat einen Favoritensieg eingeheimst. Seine Bühnenshow zählte zu den besten des Abends, musikalisch komplexer bzw. unterhaltender waren wohl Belgiens Loïc Nottet und Australiens Guy Sebastian, um nur zwei zu nennen. Aber um Musik geht es ja beim Song Contest - zum Glück - nur am Rande. Sonst hätte Martin Grubinger mit seinem Percussion Ensemble per Akklamation zum Gewinner des Abends gewählt werden müssen.
Musikalisch wird keiner der Songs prägen, ein paar werden im nächsten Jahr im Radio gespielt. Leider, ist bei den meisten zu sagen. Weiter abgenommen haben skurrile Beiträge einer Marke Guildo Horn oder Alf Poier, düster diesmal die Kostüme und die Bühnenbilder. Die (Show-)Welt 2015 flüchtet offensichtlich wie die Fernsehserienwelt in den Fantasybereich. Was sind schon Realitäten.
Doch dort, wo Skurilitäten fehlen, die Lieder musikalisch nicht glänzen, bleibt der Fokus auf der Show. Es ist in erster Linie die größte Musikunterhaltungsshow Europas – und diese hat der heimische ORF gut gemeistert. Wien hat sich als Gastgeber auch finanziell ordentlich engagiert. Die Endabrechnung wird mit Interesse erwartet.
Kunststück Bühne
Zum eigentlichen Star: Die Bühne war schlicht großartig und bekam viel Lob. Das Kugelballett und die LED-Wand trugen ihr übriges dazu bei, dass die Stadthalle nicht wie die Stadthalle aussah. Zumindest hier: Ein Kunststück.
Unerklärlich bleibt, warum der ORF am Finalabend ausgerechnet während des Auftritts von Conchita Wurst eine Werbepause einlegte. Dass Politik am Song Contest doch eine Rolle spielt, hat die russische Sängerin Polina Gagarina erfahren müssen: Sie wurde in der Halle unschön ausgepfiffen, als sie in Führung lag. Conchita setzte sich - so wirkte es - demonstrativ neben Sie.
Nach dem fulminanten Sieg im vergangenen Jahr begleitete Conchita den heimischen Beitrag "The Makemakes" auf den Boden der heimischen Song Contest-Realität: Ein letzter Platz. Es gab sicher schlechtere Lieder an diesem Abend, die Retroband aus Salzburg überzeugt jedoch nicht mit ihrem Auftritt. Da waren nicht mal Trostpunkte an die Gastgeber drinnen. Aber was soll's: Im ORF ist man nach vollbrachter Show sicher auch nicht unglücklich, im nächsten Jahr einfach einen, irgendeinen Beitrag nach Schweden zu schicken. Das Budget wird es danken. (Sebastian Pumberger, 24.5.2015)