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Die verwundeten mutmaßlichen russischen Soldaten wurden in ukrainischen Medien präsentiert.

Foto: EPA/ROMAN PILIPEY

Zwei Patienten eines Kiewer Militärlazaretts rufen neue Spannungen im russisch-ukrainischen Verhältnis hervor: Alexander Alexandrow hat einen Beinschuss abbekommen, Jewgeni Jerofejew eine Armverletzung, als die beiden vor einigen Tagen nahe der Kleinstadt Schtschastja im Gebiet Luhansk von ukrainischen Streitkräften verhaftet wurden. Nun droht ihnen ein Verfahren wegen Terrorismus.

Die Verwundeten sind Russen; pikant wird ihre Anwesenheit im Bürgerkriegsgebiet aber vor allem dadurch, dass sie eigenen Angaben zufolge Angehörige der russischen Streitkräfte sind. Der Kreml hat die Anwesenheit russischen Militärs im Nachbarland stets bestritten. Nach der ersten Meldung des ukrainischen Geheimdienstes, zwei russische Soldaten im Donbass gefangen genommen zu haben, reagierte das russische Verteidigungsministerium folgerichtig mit einem Dementi: Die Männer hätten bereits im Dezember den Dienst quittiert. Das russische Staatsfernsehen sendete sogar ein Interview mit der Ehefrau Alexandrows, die dessen Kündigung bestätigte. Er habe ein Jobangebot bekommen, begründete sie die Entscheidung. Dass er statt zu einer Fortbildung in den Donbass gereist sei, habe sie nicht gewusst.

Soldaten fühlen sich verraten

"Schockiert" über diese Aussage zeigte sich der Gekündigte selbst. "Soweit ich weiß, habe ich nicht gekündigt, keinen Rapport geschrieben", sagte er im Interview mit der Nowaja Gaseta. Seine Frau habe gewusst, was er tat, schließlich dienten sie in einer Einheit, erklärte er.

Auch Alexandrows Vorgesetzter Jerofejew widersprach der von Moskau verbreiteten Kündigungsthese. Seinen Aufenthalt im Kampfgebiet begründete er mit einer "versteckten Beobachtermission" - unabhängig von der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) habe er für das russische Militär Verstöße beider Seiten gegen das Minsker Abkommen festgehalten, ohne selbst Kampfhandlungen zu führen. "Es ist traurig, dass sie uns vergessen und sitzengelassen haben, dass sie uns entsorgen und abschreiben wollen", klagte Jerofejew die russische Führung an.

Kremlsprecher Dmitri Peskow widersprach dieser Auffassung. Dafür dass russische Diplomaten im Gegensatz zu OSZE und Rotem Kreuz die beiden Verwundeten noch nicht aufgesucht haben, macht Moskau Kiews Blockadehaltung verantwortlich. Russland werde alles tun, um die russischen Staatsbürger "aus der Gefangenschaft" zu befreien, versprach er. Ob sie als Freiwillige oder als russische Soldaten auf Befehl im Donbass waren, ließ er offen. (André Ballin aus Moskau, 22.5.2015)