Emojis gelten als neue Universalsprache, sorgen jedoch für Missverständnisse.

Was bedeutet ein Emoji? Nicht zwingend für alle Nutzer dasselbe: Das bemerkte in den vergangenen Monaten etwa das Justizsystem, als immer öfter Whatsapp-Nachrichten oder Facebook-Chats als Beweismittel zugelassen wurden. Emojis sind eine zwar grundsätzlich universell verständliche, aber dennoch flüssige Sprache. Doch eigentlich ist die Bedeutung jedes einzelnen Symbols strikt festgelegt. Verantwortlich dafür ist das Konsortium Unicode, das nun tiefgreifende Änderungen bei einigen Emojis vorschlägt – die wohl von fast allen Nutzern bislang falsch interpretiert worden sind.

Luft aus der Nase

Ein gutes Beispiel dafür ist das gemeinhin als "traurig" identifizierte Emoji. Tatsächlich soll es jedoch Schläfrigkeit darstellen. Verantwortlich für die Verwirrung ist die japanische Bildersprache: Schlafende Personen erzeugen etwa in Mangas Luftblasen, die aus der Nase aufsteigen. Westliche Nutzer interpretieren das jedoch als Träne. Das Konsortium will die Blasen daher streichen, ist jedoch besorgt, wie Japaner dann reagieren.

Triumph ist nicht Ärger

Nippon ist ebenfalls für die Fehlinterpretation des "Triumph"-Emojis verantwortlich. Tatsächlich sehen Europäer und US-Amerikaner einen Smiley, der wütend Luft aus der Nase bläst – etwa wie ein Stier, bevor er den Torero attackiert. Eigentlich steht der "Luftzug aus der Nase" aber für Erhabenheit.

Grantig oder schockiert?

Den Mund schließen soll künftig das "Frowning Face", das auf gut Wienerisch "grantig" dreinschaut. Zumindest in der Theorie: Die meisten Nutzer sehen darin ein schockiertes Gesicht. "Mit offenem Mund kann man die Missbilligung schlecht darstellen", erklärt Unicode. Besonders gut soll das Emoji von Twitter umgesetzt worden sein.

Ein weiteres Emoji, das gern für die Illustration von Schockmomenten verwendet wird, hat eigentlich gar nicht diese Bedeutung: Dabei handelt es sich um die "schläfrige Katze". Sie soll "Horror, nicht Müdigkeit" anzeigen, erklärt Unicode. Das gelingt allerdings bislang nicht.

Keck statt informativ

Oft wird auch der "Information Desk", also die Rezeption, falsch benutzt. Apple wandelte den Unicode-Vorschlag etwa dahingehend ab, dass eine Rezeptionistin dargestellt wird. Durch ihr Kostüm und ihren Gesichtsausdruck lässt sie viele Nutzer allerdings an Eigenschaften wie "frech", "keck" oder "sorglos" denken. Auch das stört Unicode.

Vielschichtig

Wie vielschichtig einzelne Emotionen sind, die sprachlich oft in einem Wort zusammengefasst werden, lässt etwa die Unicode-Analyse der einzelnen Emojis zum erröteten Gesicht erahnen. Prinzipiell solle das dargestellte Gesicht mit "offenem Augen und geradem Mund" dargestellt werden, um "Schamgefühl klar darzustellen". Die einzelne Auslegung in Apple, Android und Windows-Emojisystemen zeige jedoch, wie "schwierig" das Emoji sei: Bei Apple sehe es laut Unicode alarmiert aus, bei Google resigniert und bei Microsoft durchaus keck. (fsc, 26.5.2015)