Frankfurt – Lufthansa-Chef Carsten Spohr hält trotz des Absturzes einer Maschine der Billigtochter Germanwings am Ausbau dieser Geschäftssparte fest. "Ein Rückzug aus diesem Segment steht nicht zur Debatte", sagte Spohr der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Freitag im ersten Interview seit dem Unglück vor zwei Monaten.

Damit stellt sich Spohr hinter den umstrittensten Teil seiner vorigen Sommer vorgestellten Konzernstrategie. Im Mittelpunkt steht die bisher vor allem für Regionalflüge bekannte Tochter Eurowings. Die neue Airline soll 40 Prozent günstiger fliegen als die Lufthansa selbst. Eigentlich hat die Lufthansa seit Jahren mit Germanwings eine eigene Billigfluglinie im Konzern, die viele Deutschland- und Europa-Strecken von der Lufthansa übernommen hat. Die Betriebskosten dieser Airline liegen unter denen der Lufthansa selbst, sind jedoch wesentlich höher als bei Billigkonkurrenten wie Ryanair und Easyjet. Deshalb sind die Tage von Germanwings gezählt – die Fluglinie geht in Eurowings auf.

Beim Absturz der Germanwings-Jets vom Typ A320 kamen am 24. März 150 Menschen ums Leben. Nach Ansicht der Ermittler steuerte ein psychisch kranker Copilot die Maschine absichtlich gegen einen Berg in den Alpen. Als Konsequenz schlägt Spohr in dem Interview unangekündigte Kontrolluntersuchungen über die Verfassung der Piloten vor. Der Vorschlag werde in eine Expertenrunde des Branchenverbands BDL eingebracht, sagte ein Konzernsprecher. (APA, Reuters, 22.5.2015)