Von "Ausrasten" auf der Baustelle - so heißt auch ihr neues Kabarettprogramm - kann Andrea Händler ein Lied singen. Tut sie aber nicht. Lieber spricht sie mit Wojciech Czaja über das Pritscheln ihres Brunnens.

"Ich habe, seitdem ich denken kann, immer im letzten Stock gewohnt. Das hat sich damals einfach ergeben. Aber ich muss gestehen: Ich habe Gefallen daran gefunden, niemanden über mir zu haben und die Letzte unter dem Himmelszelt zu sein. Und so wohne ich nun seit 2002 zum x-ten Mal im Dachgeschoß. Über mir ist nur der Margaretner Himmel.

Die dachgeschoßerprobte Kabarettistin Andrea Händler in ihrer Wohnung in Wien-Margareten. Das Schönste daran: die Terrasse mit einem immerzu plätschernden Brunnen.
Foto: Lisi Specht

Ich war nie eine Freundin des Wohnungsbesitzens - und schon gar nicht des Zusammenlebens, aber mein aktueller Lebensabschnittspartner Franz Schnaitt, seines Zeichens technischer Angestellter, hat mich in doppelter Hinsicht eines Besseren belehrt, und so hausen wir nun zu zweit in einer selbst umgebauten Eigentumswohnung, von der man annehmen würde, dass sich so etwas eh kein Mensch leisten kann, was ja auch stimmt, es sei denn, man kauft einen Rohdachboden und legt dann mit Architekt und Baumeister selbst Hand an, was hier der Fall war.

Den Rohdachboden zu kaufen war eine gute Entscheidung, die ich keinen Tag bereut habe. Wir haben 100 Quadratmeter auf zwei Ebenen. Aber die Baustelle, die war ein Horror! Der Bau ist eine Männerdomäne, aber hallo! Es hat mich den letzten Nerv gekostet, ein Jahr lang dabei zuzusehen, dass man als Frau auf der Baustelle nicht ernst genommen wird. Egal, was man sagt, das Erste, was man zu hören kriegt, ist: 'Des geht net!' Daraufhin habe ich einen Freund von mir gebeten, für mich einzuspringen, woraufhin die Handwerker - ich stand im Zimmer nebenan und habe backstage zugehört - dann plötzlich meinten, als sie die gleichen Worte aus des Mannes Munde hörten: 'Na, des könntat scho gehn!' Das ist nicht lustig.

Als sich wieder einmal kein Handwerker gefunden hatte, der meine Sichtziegel-Kaminmauer putzen wollte, habe ich es selbst gemacht. Mit Mutters Hilfe bin ich den Ziegeln mit Messingbürste an den Kragen gegangen, es hat gestaubt wie nur was, nach stundenlanger Arbeit haben wir Farbfixierer draufgeklatscht. Am Ende waren wir so hackedicht von den Dämpfen, dass alle Baustellensorgen vergessen waren.

Das Schönste an der Wohnung ist die Terrasse, eine Art quadratrische Dachpalatschinke, auf der man nicht gleich das Gefühl hat, runterzufallen. Ich bin wahnsinnig gern draußen. Ich habe einen Brunnen, der die ganze Zeit plätschert und der mich mit diesem Pritscheln beruhigt. Nur manchmal, wenn ich mich konzentrieren muss, wird's mir zu deppert, dann schalte ich das Wasser aus.

Wir haben wenige Möbel. Das ist mehr so eine Art gestaltete Wohnlandschaft mit Maßmöbeln und Panzerglasscheibe im Boden, damit das Licht auch noch ins letzte Eck gelangt. Mein liebstes Möbel aber ist die grüne Königinnenliege hinten im Eck. Hier sinniere ich am liebsten über das Leben und lasse mir meine Gedanken zufliegen. Wobei ich am eigenen Leib merke, dass sich das Wohnen mit der Zeit verändert. Man wird fad, man wird gemütlich, man will sich nicht schon wieder in High Heels quetschen und irgendwo hingehen. Nein ... ich bin im Biedermeier angekommen, lade mir die Freunde nach Hause ein und kokettiere mit meiner spießigen Ader. Ich kann aber auch immer noch eine wilde Henne sein!

Mein Traum für die Zukunft? Eine Alters-WG! Am liebsten würde ich im eigenen Haus noch einige Wohnungen zukaufen und mir dann meine liebsten Freunde reinsetzen. Im Erdgeschoß wäre dann so eine Art Gemeinschaftsraum mit Küche, Esslokal und riesigem Flatscreen. Da will ich dann als alte Schachtel sitzen und mit meinen Liebsten Abend für Abend ein Achterl kippen. Das wird aber hoffentlich erst in 20 Jahren der Fall sein. Bis dahin will ich noch gut bei Fuß sein." (26.5.2015)