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Gestrichen: Es gehe nicht nur um oft verfemte "Sinnloskurse", sondern um Bildungsabschlüsse und andere Qualifizierungsmaßnahmen, sagen Anbieter und Gewerkschaft.

Foto: APA / Neubauer

Volatilität, also erhebliche Schwankungen in der Auftragslage, sind im hart umkämpften Weiterbildungs- und Trainingsbereich nichts Neues. Die jüngsten Krisenmeldungen aus dem Arbeitsmarktservice-finanzierten Bereich, wonach laut Gewerkschaftszahlen bereits 500 Trainer ihre Anstellung verloren haben und weiter rund 1500 auf der Abschussliste rangieren, stehen aber im Zusammenhang mit größeren Umstellungen in der Förderstruktur.

Trainer mit weniger Aufträgen

"Das AMS steht, wie es selbst sagt, vor allem bei den Angeboten vom freien Bildungsmarkt auf der Bremse. Und wie zu lesen war, ist das Budget für Kurse, die AMS-Klienten selbst aussuchen, mehr als halbiert worden. Dementsprechend wirken sich diese Kürzungen auf die Nachfrage nach bestimmten Bildungsangeboten aus. Was wiederum dazu führt, dass Trainer in diesen Bereichen weniger Aufträge erhalten", sagt etwa bfi-Wien-Geschäftsführer Franz-Josef Lackinger.

2014 noch waren 62 Prozent des AMS-Gesamtbudgets (1,1 Mrd. Euro) für Qualifizierungsmaßnahmen reserviert. Dieser Anteil wurde für heuer reduziert, um Eingliederungsmaßnahmen von Arbeitslosen in Unternehmen fördern zu können. Dass es um das Streichen von viel kritisierten "Sinnloskursen" gehe, weisen betroffene Anbieter von sich: In Zeiten steigender Arbeitslosigkeit und wachsenden Qualifizierungsbedarfs seien Kurzfristmaßnahmen enorm wichtig - übrigens seien auch Bildungsabschlüsse und Facharbeiterausbildungsmaßnahmen betroffen, so Lackinger.

Befristete Anstellungen im Trainingsbereich würden daher nicht erneuert, andere beträfen Dienstgeberkündigungen, oder Trainer würden aus eigener Überlegung ausscheiden, differenziert GPA-Vize Karl Proyer. Er verschließe weder die Augen vor Budgetfragen noch vor dem Wandel in der Arbeitswelt, sage aber auch in Richtung der Anbieter in Bedrängnis: "Nur zu sagen: Wir sind zu viele, ist nicht besonders kreativ. Wir können aus EU-Fördertöpfen deutlich mehr lukrieren, dafür brauchen es aber Managementleistung und eine Struktur."

Branche unter Druck

Das Volumen des Weiterbildungsmarktes in Österreich belaufe sich auf etwa 2,4 Mrd. Euro jährlich, so die Bildungsexpertin des Wifi Österreich, Alice Fleischer. Diese Kosten tragen zu etwa 40 Prozent die Unternehmen. Privatpersonen kommen für etwa 30 Prozent dieser Summe auf. Aus dem staatlichen Bereich kommen in etwa restlichen 30 Prozent, wobei zwei Drittel davon aus dem AMS fließen. Angesichts dieser Größenordnung sei es nicht unerheblich, wenn das AMS umschichte, so die Sprecherin der Plattform, deren Mitglieder etwas weniger als ein Drittel des Gesamtumsatzes der Branche auf sich vereinen. Es handle sich um "kein gutes Signal", so Fleischer, die sich erhofft, dass von öffentlicher Seite etwa mit einem Ausbau von Bildungsscheck-Angeboten oder steuerlichen Anreizen gegengesteuert werde.

Kundgebung geplant

Aus Anbietermund (Lackinger, bfi Wien) lautet das so: "Was akut fehlt, ist ein klares Förderkonstrukt, auf das sich all jene, die ein breites Bildungsportfolio im Sinne der Gesellschaft anbieten, verlassen können. Wir brauchen gemeinsame Bemühungen und Anstrengungen und insgesamt mehr Mittel für Aus- und Weiterbildung, um auf die Bedürfnisse der Menschen, die sich weiterqualifizieren wollen oder müssen, eingehen zu können."

Die betroffenen Erwachsenenbildner haben für den zweiten Juni um zehn Uhr eine Kundgebung vor dem Bundeskanzleramt plus Betriebsversammlungen in ihren Unternehmen angekündigt. (Karin Bauer, 23.5.2015)