Die Ungleichheit in reichen Ländern steigt nicht erst seit gestern, die Politik verhält sich dabei wie das Kaninchen vor der Schlange. Eine zu große Kluft zwischen Arm und Reich belastet das soziale Gefüge, die Demokratie und die Wirtschaft, wie Analysen von IWF und OECD nahelegen. Dabei lässt sich über das Steuersystem ordentlich umverteilen, wie der Vergleich zwischen den USA und Österreich zeigt. Vor Steuern und Sozialtransfers sind die Unterschiede sehr gering, danach immens.

Globalisierung und neue Technologien sorgen aber noch für ganz andere Herausforderungen. Wer nichts gelernt hat, findet künftig kaum mehr einen Job. Am besten investiert ist das Geld in der Frühförderung, das zeigen alle Studien. Die Bereitschaft für Umschulungen im höheren Alter muss steigen, die Chancengleichheit gehört durch das Bildungssystem erhöht. Skandinavien zeigt vor, wie es geht.

Bei den Vermögen ist besonders in Österreich noch viel zu holen. Eine Erbschafts- und Schenkungssteuer ist ein Muss, wenn man Ungleichheiten nicht über Generationen in Beton gießen will. Eine ordentliche Grundsteuer könnte der heimischen Politik auch das nötige Kleingeld für eine Entlastung der Arbeitseinkommen geben. Noch effektiver wäre wohl ein transparenter Lohnzettel: Schreiben wir doch auch die Arbeitgeberbeiträge drauf. Wenn die Menschen die wirkliche Differenz zwischen Brutto und Netto kennen würden, würden sie der Politik bald Beine machen. (Andreas Sator, 21.5.2015)