325 Kilo leichter, dennoch zwei Tonnen Leergewicht – schwerwiegenden Leichtbau könnte man das nennen. Audis neuer Q7 spielt aber auch beim Verbrauch alle Stückerln, um auf einen grünen Nenner zu kommen

Den Q7, Audis SUV-Monument, haben wir auf den ersten Fotos für einen überdimensionierten Kombi gehalten. Dieser Eindruck verflüchtigte sich bei der Fahrpräsentation im Kanton Wallis sogleich - ja, das ist auch formal ein logischer Nachfolger jenes Typen, mit dem Audi 2005 die SUV-Szene betreten hatte. Seitdem verkaufte das Riesentrumm sich über eine halbe Million Mal, und bevor Sie die Frage stellen: Nein, gewachsen ist er nicht weiter, sondern leicht geschrumpft, von 5,09 auf 5,05 Meter.

Foto: Audi

Am Q7 sieht man exemplarisch, was sich in einem Dutzend Jahren technologisch getan hat. Um bis zu 325 kg konnten ihn die Ingolstädter abspecken, beim Verbrauch ist er um bis zu 28 Prozent sparsamer, und damit besteigen wir gleich mal die Dieselvariante des motorischen Startaufgebots (die andere wäre ein 333-PS-Benziner), die 272 PS leistet und im Normtest auf 5,7 l/100 km kommt.

Ja, was ist denn das? Wie leichtfüßig, Pkw-mäßig fährt sich der Maximal-Audi denn plötzlich? Im eidgenössischen Kurven- und Kehrenreich zirkelten wir ihn mit kaum für möglich gehaltener Leichtigkeit herum. Dazu haben die Ingenieure eine ungemein ausgewogene, komfortbetonte Fahrwerksabstimmung hinbekommen, selbst im Dynamik-Modus noch, der bei der optionalen Luftfederung verfügbar ist.

Foto: Audi

Ebenfalls gegen Aufpreis gibt's eine Allradlenkung, die die angesprochene Agilität miterklärt und einen Wendekreis auf VW-Polo-Niveau bewirkt. Je nach Tempo schlagen die Hinterräder um einige Grad gegen- oder gleichsinnig zu den Vorderrädern ein. Das ist 1.) neu im SUV-Bereich und hat 2.) beim Pkw zuletzt Renault erfolgreich eingesetzt. Passiert nicht alle Tage, dass deutsche Autobauer in Frankreich Anleihen nehmen.

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Einen Riesensprung gab es auch bei Infotainment und Konnektivität. Der Q7 ist gerammelt voll mit (Sicherheits-)Assistenzsystemen, wie beim Verbrauch beansprucht Audi das Prädikat Oberstreber - nein: Klassenbester, und die ersten Schritte zum autonomen Fahren sind ebenfalls gemacht.

Der "prädiktive Effizienzassistent" hilft beim Spritsparen, indem er außer dem Verkehrsaufkommen sogar die Topografie berücksichtigt (klappt aber erst dort, wo hochauflösendes Kartenmaterial zur Verfügung steht), und ist man mit dem adaptiven Tempomat auf der Null-Toleranz-Autobahn unterwegs, regelt der automatisch auf 80 km/h, wo ein 80er auftaucht; oder auf 100; oder 130.

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Der Q7 hat eine ganze Generation übersprungen. Dafür darf er auch der Erste im VW-Konzern sein, der auf dem unter Audi-Regie entwickelten neuen Modularen Längsbaukasten aufbaut.

Anfang 2016 kommt übrigens in Europa mit dem Q7 e-tron 3,0 TDI quattro ein Diesel-Plug-in-Hybrid mit 373 PS und 1,7 l/100 km Normverbrauch (für China und USA ist ein Benziner-Plug-in vorgesehen) mit einer elektrischen Reichweite von bis zu 56 km. Der wird in Österreich auch wegen der absurden Steuergesetzgebung interessant.

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In Summe verkörpert der Q7 ein Maximum an SUV-Hochtechnologie. Ein geradezu paradiesischer mobiler Rückzugsort in üblen Zeiten wie diesen. Et in Arcadia ego. (Andreas Stockinger, 21.5.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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