Athen – Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis hat laut einem im Magazin der "New York Times" veröffentlichten Bericht während des informellen Treffens der Eurogruppe vergangenen Monat in der lettischen Hauptstadt Riga heimlich Tonaufnahmen gemacht. In Berlin und Athen gab es deswegen am Donnerstag Aufregung.

In Brüssel stieß der Bericht auf Erstaunen. Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem habe deutlich gemacht, dass die Treffen der von ihm geführten Euro-Finanzminister vertraulich seien, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission am Donnerstag. "Wir verlassen uns auf jede anwesende Person, diese Vertraulichkeit zu respektieren."

Die "NYT" hatte berichtet, Varoufakis habe das Treffen mit seinen Kollegen aufgezeichnet, könne die Aufzeichnung aufgrund von Vertraulichkeitsbestimmungen aber nicht veröffentlichen. Im Gespräch mit dem Blatt bezeichnet er Medienberichte über Beschimpfungen bei den Treffen der Finanzminister als Desinformation. Mit einem solchen "Göbbels-artigen Propagandastil" werde versucht, das Klima der Verhandlungen zu vergiften.

In Deutschland griff die "Bild"-Zeitung am Donnerstag den Bericht auf und schrieb von einem "Skandal". Auch in Athen gibt es Empörung. "Es wäre inakzeptabel, falls er es gemacht hat", sagte Parlamentsvizepräsident Alexis Mitropoulos, der wie Varoufakis der linken Syriza-Partei angehört, am Donnerstag im griechischen Fernsehen.

Varoufakis hat den Bericht mittlerweile dementiert. Zuvor hatte er erklärt: "Meine Achtung der Vertraulichkeit meiner Gespräche mit meinen Amtskollegen (...) ist beispielhaft." Anschließend aber sagte er bei einem Seminar, er sei glücklich darüber, dass manche Angst hätten, dass das, was sie bei dem Treffen der Eurogruppe gesagt haben, ans Tageslicht komme.

Varoufakis, der nach einem offenbar turbulenten informellen Treffen der Eurogruppe am 24. April praktisch nicht mehr die Verhandlungen Griechenlands mit seinen Geldgebern führt, zeigte sich gegenüber der "New York Times" über die Gespräche mit der Eurogruppe frustriert. Einige seiner Kollegen hätten damals an die Presse durchsickern lassen, er sei während eines Treffens wegen seiner Verhandlungstaktik als "Zocker" und "Amateur" beschimpft worden. Varoufakis hat das immer wieder bestritten. (APA, 21.5.2015)