Wien – Manuel Rubey ist erschöpft. Bis halb sechs Uhr früh war er beim Dreh, anschließend im Synchronstudio. Jetzt, drei Stunden später, sitzt er da, vor sich den Espresso – und ist sich gerade nicht sicher, ob er über den Anlass des Interviews wirklich froh ist. Die ZDF-Comedy "Im Knast" ist nämlich kein großer Wurf. Das weiß auch Rubey. Schlechtes Buch, Streitereien am Set, Dreharbeiten kurz vor Abbruch, zum Schluss nur noch Dienst nach Vorschrift.

Foto: ZDF / Stefan Erhard

In dem Zusammenhang fällt ihm ein weiterer Kollateralschaden der neueren Fernsehgeschichte ein: „Beim Casting für Mitten im Achten wusste keiner so richtig, was das werden sollte, aber die Ansage der Redakteurin war: So wie Friends, nur lustiger.“ Und mit Fortdauer des Gesprächs wird der Schauspieler immer munterer.

STANDARD: Wann im Produktionsprozess bemerken Sie, wenn etwas nicht wird wie erhofft?

Rubey: Relativ früh. Wir haben in dem Fall anfangs sehr viel improvisiert. Zuerst fanden es alle cool und waren ganz euphorisch – toll, super, die Energie! Dann ging es ihnen zu weit, und es musste "nachgebessert" werden.

STANDARD: Im Moment sind Sie sehr gefragt. Gute Agentur?

Rubey: Ich freue mich, wenn das so interpretiert wird, weil ich es selbst nicht so empfinde. Ich merke, dass es besser geworden ist als vor ein paar Jahren, und dass es sich immer mehr deckt und ich mit Leuten arbeite, die ich mir gewünscht habe. Jetzt zum Beispiel mit Martina Gedeck.

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STANDARD: Martina Gedeck gilt als schwierig. Ist sie es?

Rubey: Was heißt schon schwierig? Sie ist vielleicht nicht berechenbar, aber ich denke, das macht ihre Qualität aus.

STANDARD: Ab wann kann man sich Allüren leisten?

Rubey: Schwer zu sagen, manche erlauben sie sich sehr früh. Das geht leicht nach hinten los. Manche kultivieren nur noch dieses Äußere. Meine Erfahrung ist, je höher es hinauf geht, umso angenehmer wird es. Milberg, Hader, Sawatzki, Bierbichler – mit den Guten war es immer einfach.

STANDARD: Kann man Schauspieler am Set Typen zuordnen? Zicke, Schmusebär, kalter Fisch? Wo rechnen Sie sich dazu?

Rubey: Ich versuche, zu verschwinden. Bei Im Knast hatte ich einen Wohnwagen, denn beim Drehen wird man 80 Prozent des Tages nicht gebraucht. Ich lese oder klebe an irgendjemandem. Mit dem Tonassistenten habe ich mich dieses Mal den ganzen Dreh über Paleodiät unterhalten.

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STANDARD: Droht Übergewicht?

Rubey: Das nicht, aber durch den Tag-Nacht-Wechsel beim Drehen kämpfe ich mit Müdigkeit.

STANDARD: Also Paleodiät?

Rubey: Genau. Seit drei Wochen esse ich alles, was es schon in der Steinzeit gab, und lasse industriell Gefertigtes weg.

STANDARD: Und? Hilft es?

Rubey: Vielleicht bilde ich's mir ein, aber es geht mir besser.

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STANDARD: Interessiert Sie diese Art von Lebensverbesserungsmaßnahmen?

Rubey: Ja, ich brauche Rituale und steigere mich gerne rein. Meine Mutter hatte eine esoterische Phase. Daran glaube ich nicht, ich glaube, dass der Zufall regiert und dass wir ganz viel von Glück und Unglück sprechen können.

STANDARD: Welche Reaktionen ernten Sie auf "Altes Geld"?

Rubey: In meinem Umkreis durchwachsen. Manche finden es genial, andere sagen, es hat Längen. (Doris Priesching, 21.5.2015)