Sportschuhe, Schokolade, Socken und Handtaschen gibt es sowohl bei Kaufhof als auch bei Karstadt. Doch in einem wesentlichen Punkt unterscheiden sich die beiden großen deutschen Kaufhausketten deutlich: Kaufhof (ein Teil der Metro AG) macht Gewinne, Karstadt (seit August 2014 in René Benkos Signa-Gruppe) schreibt seit Jahren Miese.

Spekulationen, Benko könnte den profitablen Konkurrenten übernehmen, hat es schon länger gegeben. Nun macht der österreichische Investor laut einem Bericht des Handelsblatts ernst. Er bietet 2,9 Milliarden Euro für Kaufhof. Vor vier Jahren hat er es schon einmal versucht, damals aber kam der Deal nicht zustande.

Ein Metro-Sprecher bestätigte am Mittwoch Gespräche über einen Verkauf, betonte aber: "Es gibt keine Ergebnisse oder Entscheidungen." Benko ist nicht der Einzige, der Interesse hat. Auch der kanadische Handelskonzern Hudson's Bay hat die Kaufhäuser im Visier, hat aber noch kein Kaufangebot vorgelegt.

Der Grundstein für Kaufhof wurde 1979 in Stralsund (heute Mecklenburg-Vorpommern) gelegt. Dort eröffnete Leonhard Tietz einen Laden mit 25 Quadratmeter Fläche für Garne, Knöpfe, Stoffe und Wollwaren. Das Unternehmen gehört zum Metro-Konzern und hat in Deutschland 104 Waren- sowie 16 Sporthäuser und 16 Filialen in Belgien, der vollständige Name lautet Galeria Kaufhof.

Im Geschäftsjahr 2013/2014 erwirtschaftete Kaufhof einen Gewinn von 193 Millionen Euro, bei Karstadt war es in diesem Zeitraum ein Verlust von 124 Millionen Euro. Kaufhof hat es in den vergangenen Jahren nicht nur besser geschafft, junge Menschen anzusprechen und dem Online-Versandhandel Paroli zu bieten.

Hohe Mieten für Karstadt

Im Gegensatz zu Karstadt sind viele Häuser von Kaufhof im Eigenbesitz. Karstadt hingegen muss hohe Mieten zahlen, seit der damalige und mittlerweile tief gefallene Arcandor-Chef Thomas Middelhoff die Immobilien verkauft hat.

Als Benko Karstadt übernahm, gab es 83 Filialen. Sein Sanierungskurs für die angeschlagene Kette sieht 2015 die Schließung von sechs Häusern vor, 2016 sollen fünf weitere folgen, danach aber keine mehr geschlossen werden. Da die Sanierung nun auf Schienen ist, denkt Benko offenbar an die weitere Zukunft.

Nur noch eine Zentrale

Mit einer Fusion von Kaufhof und Karstadt könnten in der Verwaltung viele Kosten gespart werden. Wahrscheinlich würde es dann auch nur noch eine Zentrale geben. Derzeit befindet sich die von Karstadt in Essen, jene von Kaufhof in Köln.

Metro will Kaufhof seit Jahren abstoßen. "Das Warenhausgeschäft lässt sich nicht im gleichen Maße internationalisieren wie Großhandel oder Elektronikgeschäft", sagt Metro-Chef Olaf Koch. Doch während der Finanzkrise wurden die Verkaufspläne auf Eis gelegt, da der deutsche Handelsriese den gewünschten Preis nicht erzielen konnte.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi befürchtet, dass es im Falle einer Übernahme zu weiteren Entlassungen bei den beiden Ketten kommen könnte. (Birgit Baumann, 20.5.2015)