Thomas Bernhard (Alexander Waechter) über Paul Wittgenstein: "Sein Kopf ist explodiert, weil er mit dem Hinauswerfen seines Geistesvermögens nicht nachgekommen ist."

Foto: Barbara Pálffy

Der schlicht gestaltete Bühnenraum bietet kaum Platz für 50 Besucher, und das Bühnenbild ist rasch geschildert. Im Hintergrund die Schraffur der Otto-Wagner-Kirche. Davor eine Parkbank, über deren Lehne eine Gestalt im blau-weiß-gestreiften Schlafanzug kauert, dem eintretenden Publikum abgewandt.

Erst als Alexander Waechter auf die Bühne tritt, wird klar, dass die über die Bank geschlagene Figur eine Puppe ist, kein Schauspieler. Sie stellt Paul Wittgenstein dar, jenen nervenkranken Neffen des bekannten Philosophen, den Bernhard 1976 auf der Baumgartner Höhe traf und dem er mit Wittgensteins Neffe ein Denkmal setzte.

Packende Tiraden

Diesen Thomas Bernhard spielt nun Alexander Waechter - und das bravourös. Selbst die seltenen Orientierungsblicke in den Text sind Teil der Darstellung: Tempo- und Intonationswechsel bestimmend, werden sie wie das kreisende Züngeln während der Denkpausen oder der rechthaberische Griff an die Brille zu jenen Merkmalen, an denen wir den Sonderling Bernhard gewahren. Nicht ganz so stimmig wirken manche Versuche des in Graz geborenen Waechters, Bernhards sonderbaren Mix aus Wiener und oberösterreichischem Dialekt zu imitieren.

Großer Höhepunkt sind die Schimpftirade anlässlich des Skandals um die Vergabe des Staatspreis für Literatur 1968. Der "Nestbeschmutzer Bernhard" holt zum Rundumschlag gegen das bornierte Österreich aus, das die Wahrheit nicht ertrage, "dass der Mensch armselig und ihm der Tod sicher sei". Waechter scheint sich regelrecht in den Text zu verlieren und zieht das Publikum mit sich. - Eine sehr zu empfehlende Theaterperformance, in einem Ambiente, das man am Schwedenplatz kaum erwarten würde. (Franz Schörkhuber, 19.5.2015)