Freetown/Conakry/Monrovia – WHO-Direktorin Margaret Chan hat mit Blick auf die Kritik am schlechten Krisenmanagement der Weltgesundheitsorganisation beim Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika grundlegende Reformen angekündigt. Die Epidemie habe die WHO "bis ins Mark erschüttert", sagte Chan bei der Jahrestagung der UN-Organisation in Genf.
Sie wolle "nie wieder" erleben, dass die WHO personell, finanziell und organisatorisch unvorbereitet von einem Krankheitsausbruch getroffen werde. Vor den rund 3.000 Delegierten aus 180 Ländern kündigte Chan "grundlegende Veränderungen" in der Organisation an.
Von Ebola "überwältigt"
Der WHO war im Zusammenhang mit der Ebola-Epidemie eine erheblich verspätete Reaktion vorgeworfen worden. Seit Dezember 2013 waren an der insbesondere in drei westafrikanischen Ländern wütenden Krankheit fast 26.800 Menschen erkrankt und mehr als 11.000 von ihnen gestorben.
Die Welt sei auf einen derart "großflächigen, ernsten, dauerhaften und komplexen" Ausbruch schlecht vorbereitet gewesen, sagte Chan. Sie räumte ein, dass ihre Organisation von Ebola "überwältigt" worden sei. Die Anforderungen an die WHO seien dabei "zehnmal höher" als jemals in ihrem 70-jährigen Bestehen gewesen.
Notfall-Fond gefordert
Immer noch seien beinahe tausend WHO-Mitarbeiter in Guinea, Sierra Leone und Liberia, sagt Chan. Diese würden bleiben, "bis die grundlegende Gesundheitsversorgung wiederhergestellt" sei.
Die WHO-Direktorin fordert einen Notfall-Fond von 100 Millionen Dollar (88,5 Millionen Euro) aus "flexiblen freiwilligen Beiträgen" einzurichten und schlug vor, das Budget für 2016/2017 um zehn Prozent auf rund 3,9 Milliarden Euro zu erhöhen.
Durch verbesserte Abläufe solle überdies ein planvolles Eingreifen "binnen 24, 48 und 72 Stunden - und nicht Monaten" ermöglicht werden, so Chan. (APA, 19.5.2015)