Wien - Beim 60. Eurovision Song Contest sind am Montag die ersten Shows vor Publikum über die Bühne gegangen - beziehungsweise jene für die wichtigen internationalen Fachjurys, deren Stimmen 50 Prozent des Ergebnisses ausmachen. Im Doppeldurchlauf wurde das 1. Halbfinale des größten Musikwettbewerbs der Welt mit 16 Ländern in der Wiener Stadthalle abgespult.

In der Nachmittagsshow hatte die Stadt Wien bedürftige Menschen und Stadthallen-Anrainer zum Livegenuss in die Halle geladen, während das Juryhalbfinale am Abend in den freien Verkauf gekommen war. Die Show dient nicht nur den Fachexperten in den jeweiligen Ländern als Entscheidungsgrundlage, sondern auch als Back-up, sollten am Dienstag in einem Land Probleme mit dem Fernsehsignal auftreten. Das Moderatorinnenquartett - bestehend aus Arabella Kiesbauer, Mirjam Weichselbraun und Alice Tumler sowie Vorjahressiegerin Conchita Wurst als Gastgeberin des Green Rooms für die Künstler - zeigte sich jedenfalls schon im Wettkampfmodus als eingespielte Truppe.

Ansonsten stand der Montag unter politischen Vorzeichen. So fand im Haus der Europäischen Union ein ganztägiges Symposium zur Bedeutung des Song Contest im Kontext der kulturellen, ökonomischen und politischen Beziehungen der Europäer statt. Zeitgleich startete Amnesty International in eine Aktionswoche aus Anlass des ESC. Conchita Wurst sei schließlich das "missing link" zwischen der Arbeit der sozialen Organisationen und der Gesellschaft, unterstrich AI-Generalsekretär Heinz Patzelt.

Dass dies nicht allen gefällt, stellte der einstige Pegida-Sprecher Georg Immanuel Nagel am Montag unter Beweis. Er meldete eine Demonstration "gegen Dekadenz und Werteverfall" für den Finalabend am 23. Mai an, wie die Polizei bestätigte. Neue Bedrohungsszenarien sieht die Exekutive allerdings nicht - auch nicht nach der Bombendrohung gegen die TV-Show "Germany's Next Topmodel".

Ampelpärchen bleiben

Der ORF setzt unterdessen auf Inklusion, also die Einbeziehung von behinderten Menschen. So wird erstmals in der Geschichte des Wettbewerbs die komplette Show inklusive der Songs für Hörbehinderte von speziell ausgebildeten Performern dargestellt. "Musik ist eine Sprache, die von jedem verstanden wird - diesen Spruch wollten wir Realität werden lassen", so ORF-Projektleiterin Eva-Maria Hinterwirth.

Wer den Event nicht nur am Fernsehschirm verfolgen will, kann seit Montag auch auf den Wiener Rathausplatz pilgern. Hier fand am Abend die offizielle Eröffnung des Eurovision Village als Fanzone statt. Neben einer großen Public-Viewing-Leinwand und vielen Gastroständen finden sich dort auch Infohütten zu Teilnehmerländern. Zum Auftakt gab es eine bunte Fashionshow von Designern verschiedener Provenienz.

Bleibenderes wird der Song Contest in jedem Falle im Wiener Straßenbild hinterlassen: Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) gab am Montag bekannt, die eigens aus Anlass des Events eingeführten homo- und heterosexuellen Ampelpärchen auf Dauer ihren Dienst in der Verkehrsregulation der Bundeshauptstadt versehen zu lassen. (APA, 19.5.2015)