Wien - Knapp fünf Monate vor der Wien-Wahl am 11. Oktober hat sich die Wiener SPÖ auf ihre Kandidatenliste geeinigt. Als Spitzenkandidat stand Michael Häupl schon lange fest, Wiens Bürgermeister wurde am Montag im für die Listenerstellung zuständigen Ausschuss einstimmig gewählt. Auch sonst blieben Überraschungen aus, prominente Quereinsteiger gibt es keine: Auf den ersten neun Plätzen der Landesliste finden sich neben Häupl, den SPÖ-Stadträten sowie Klubchef Rudolf Schicker die gleichen Namen wie vor der Wahl 2010.

Sozialdemokratische Beständigkeit

Dass die Roten auf Beständigkeit setzen, zeigt auch ein Blick auf das Alter der roten Kandidaten. Betrug vor fünf Jahren das Durchschnittsalter noch 40,6 Jahre, sind diesmal die sozialdemokratischen Kandidaten und Kandidatinnen im Durchschnitt 44 Jahre alt. Das dürfte auch daran liegen, dass viele Kandidaten von 2010 erneut auf der Liste aufscheinen. Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler, der auch den Wahlkampf schupft, sieht die Routine als Vorteil. "Wir sind stolz, dass die Kandidaten nicht die Flucht ergriffen haben."

Die einstige rote Nachwuchshoffnung Christoph Peschek, der vor fünf Jahren als Jugendkandidat ins Rennen geschickt wurde, ist noch der prominenteste Abgang. Der 31-Jährige wechselte bekanntlich als Geschäftsführer zum Fußballverein Rapid.

Kleiner violetter Seitenhieb

Häupl zollte der beruflichen Veränderung Anerkennung, auch wenn sich der Austria-Anhänger einen Seitenhieb nicht verkneifen konnte. "Nicht, dass mich seine Berufswahl sonderlich freuen würde. Aber wir müssen auch eine Durchlässigkeit schaffen – in beide Richtungen." Ein politisches Comeback Pescheks sei irgendwann möglich.

Drei Jugendkandidaten

Als Angebot für junge Wähler wurden am Montag von der SPÖ drei Kandidaten präsentiert. "Jugendkandidat" Marcus Gremel ist freilich schon 31 Jahre alt. Der Vorsitzende der Jungen Generation Wien kandidiert auf dem laut SPÖ aussichtsreichen 17. Platz der Landesliste. Die 25-jährige Marina Hanke, sie steht der Sozialistischen Jugend in der Hauptstadt vor, folgt auf Rang 22. Der 27-jährige Michael Dedic, Nachfolger von Peschek als Wiener SPÖ-Lehrlingssprecher, ist auf Platz 27 zu finden.

Weil einige Kandidaten auf wählbaren Landes- und Wahlkreislisten stehen, ist eine Prognose, bis zu welcher Platzierung ein Mandat im Landtag und Gemeinderat realistisch zu ergattern ist, aber schwierig. Aktuell hält die SPÖ 49 von 100 Mandaten.

Der nur wenige Stunden vor der Abstimmung über das Wahlrecht im Wiener Landtag von den Grünen zur SPÖ übergelaufene Abgeordnete Şenol Akkılıç kandidiert auf der aussichtsreichen Position 31. Neos-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger sieht darin "ein glasklares Anzeichen dafür, dass hier ein Fall von Bestechlichkeit vorliegt". Akkılıç habe seine Stimme gegen das neue Wahlrecht, für das die Grünen schlussendlich erfolglos kämpften, "für einen fixen SPÖ-Sitz im Gemeinderat verkauft".

Im Folgenden die ersten 15 Plätze der Landesliste der Wiener SPÖ:

1. Michael Häupl 2. Renate Brauner 3. Michael Ludwig 4. Sonja Wehsely 5. Christian Oxonitsch 6. Sandra Frauenberger 7. Andreas Mailath-Pokorny 8. Ulli Sima 9. Rudi Schicker 10. Kathrin Gaal 11. Georg Niedermühlbichler 12. Katharina Schinner 13. Harry Kopietz 14. Nicole Berger-Krotsch 15. Christian Meidlinger (David Krutzler, 18.5.2015)