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Warum eine teilzentrale Matura von Vorteil wäre: Ein AHS-Lehrer und eine AHS-Lehrerin fordern eine Überarbeitung der Zentralmatura.

FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT

Mit Spannung wurde sie erwartet – die Mathematik-Zentralmatura. Am 11. Mai war es dann so weit. Wir, zwei AHS-Mathematiklehrer von 8. Klassen in Wien, haben den Ablauf miterlebt. Vieles lief gut, manches war jedoch weder für Schülerinnen und Schüler noch für Lehrerinnen und Lehrer zufriedenstellend. Daher unser Vorschlag zur Überarbeitung der Matura.

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Nach der Veröffentlichung der Angaben war von "viel zu leicht" über "angemessen" bis "wahnsinnig schwer" fast alles vertreten. Wir unterstützen die Grundidee des neuen Maturakonzepts, sahen uns aber im Laufe der vergangenen Monate immer wieder mit Schwierigkeiten bezüglich der Umsetzbarkeit im Unterricht konfrontiert. Durch unsere Erfahrungen, aber auch durch Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen und vor allem Schülerinnen und Schülern sind wir zum Schluss gekommen, dass die Mathematik-Matura verbessert werden muss. Unsere Forderung würde eine positive Fortentwicklung für die Klausur, aber auch eine Verbesserung für den gesamten Unterricht in der 8. Klasse bringen.

Teil 1 prüft zentral vorgegeben das Wesentliche

In Teil 1 sind 24 kurze, zentral vorgegebene Aufgaben, die sich auf Basiswissen beschränken, zu lösen. Diese Grundkompetenzen, die nur mit "richtig" oder "falsch" (also kein "teilrichtig") beurteilt werden, müssen zu zwei Drittel, also 16 Aufgaben, richtig bearbeitet sein, um die Matura zu bestehen. Wir sind von diesem System überzeugt und die gerade absolvierte Matura hat auch gezeigt, dass es funktioniert – daher sind wir für einer Fortführung dieser Idee.

Nun zum Kernpunkt unseres Vorschlags:

Teil 2 zurück in die Hände der Lehrperson

In Teil 2 sind die Grundkompetenzen in vorher völlig unbekannten Situationen und sehr textlastigen Aufgabenstellungen anzuwenden und zu vernetzen. Was in der Theorie gut klingt, entpuppt sich als großes Problem. Lange, teilweise umständlich formulierte Angaben müssen verstanden werden, um überhaupt zu wissen, was zu tun ist.

Bitte nicht falsch zu verstehen – wir befürworten ein Abfragen der Lesekompetenz auch im Fach Mathematik –, aber wenn die mathematische Komponente derartig zu kurz kommt und sich auf geringem Niveau befindet – und die Schwierigkeit der Aufgaben nur im Textverständnis liegt –, dann muss man die Konzeption dieser Teil-2-Aufgaben hinterfragen. Denn dieser Umstand hat auch zur Folge, dass für die Vermittlung von vertiefenden operativen Fähigkeiten und für das Setzen von Schwerpunkten im Unterricht oft kein Platz mehr bleibt, ebenso steht es um die Individualität der Lehrinhalte.

Es wäre daher sinnvoll, die Erstellung von Teil 2 zurück in die Hände der Lehrperson zu geben. Als positiver Nebeneffekt wäre hierbei auch zu erwähnen, dass dem Wunsch der Schülerinnen und Schüler nach einer individuelleren Vorbereitung auf Teil 2 Rechnung getragen werden könnte. Wir finden, dass die Schülerinnen und Schüler ein Recht darauf haben!

Unser Kompromissvorschlag

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kolleginnen und Kollegen: Fordern wir doch gemeinsam die Verantwortlichen dazu auf, die Matura dahingehend zu überarbeiten und eine teilzentrale Matura als Kompromiss zwischen zentral und individuell zu konzipieren. (Benjamin Jochum, Daniela Prinz, 19.5.2015)