Tunis - Eine libysche Miliz hat nach tunesischen Angaben mindestens 172 Tunesier in ihre Gewalt gebracht, um sie gegen einen ihrer in Tunis inhaftierten Chefs auszutauschen. Es gebe Verhandlungen über die Freilassung der Menschen, die im Westen Libyens festgehalten würden, sagte ein Vertreter des tunesischen Außenministeriums am Montag einem örtlichen Radiosender.

Der tunesische Konsul in Tripolis, Ibrahim Rezgui, hatte einem anderem Rundfunksender gesagt, er habe am Sonntagabend von der Geiselnahme erfahren. Mindestens 172 Menschen würden festgehalten, "aber es könnten mehr sein".

Dem Konsul zufolge wurde am Donnerstag in Tunis Walid el-Klibi, ein Chef einer dem Islamistenbündnis Fajr Libya angehörenden Miliz, festgenommen.

Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi kommt Libyen nicht zur Ruhe. Die Miliz Fajr Libya kontrolliert mittlerweile große Teil von Tripolis und hat dort die Parallelregierung unter Führung des islamistischen Politikers Omar al-Hassi eingesetzt. Die international anerkannte Regierung von Ministerpräsident Abdullah al-Thani und das Parlament sind nach Tobruk im äußersten Osten des Landes geflüchtet. (APA, 18.5.2015)