Innsbruck - Epidemiologische Studien belegen, dass der Plasmaspiegel von HDL-Cholesterin (High Density Lipoprotein) – im Volksmund auch das "gute" Cholesterin genannt – negativ mit dem Auftreten von koronaren Herzerkrankungen korreliert. Ein hoher HDL-Plasmaspiegel mindert demnach das Atherosklerose-Risiko. Innsbrucker Forscher kommen nun zum Schluss, dass dabei nicht die HDL-Konzentration, sondern möglicherweise die HDL-Qualität die entscheidende Rolle spielt.

CETP-Hemmung in Frage gestellt

Auch andere Studien stellen diesen negativen Zusammenhang durch einen hohen HDL-Plasmaspiegel in Frage, nachdem eine Erhöhung des HDL-Cholesterins durch die Hemmung des Cholesterinester-Transferproteins (CETP) nicht den erhofften Erfolg gebracht hatte.

CETP, ein in der Leber gebildetes und dann ins Blut abgegebenes Protein, ist unentbehrlich im reversen Cholesterintransport, bei dem mit Hilfe von HDL überschüssiges Cholesterin von den Zellen im Körper zur Leber transportiert wird.

Die Arbeitsgruppe hat nun eine mögliche Erklärung gefunden: In Kooperation mit der Universität Heidelberg konnte dabei an 3.500 koronar angiographierten Patienten gezeigt werdern, dass das Cholesterinester-Transferprotein per se einen unabhängigen negativen Risikofaktor für die Atherosklerose darstellt.

Hohe HDL-Qualität braucht CETP

Um nun die HDL-Funktion in PatientInnen mit koronaren Herzerkrankungen zu untersuchen, wurde bei PatientInnen der Studie auch die Cholesterineffluxkapazität gemessen, also inwieweit HDL Partikel in der Lage sind, Cholesterin aus Schaumzellen – atherosklerotisch geschädigte Blutgefäße bestehen zum Großteil aus Schaumzellen – aufzunehmen.

"In einer ersten Studie konnten wir zeigen", so Studienleiter Andreas Ritsch, "dass PatientInnen mit niedrigen CETP-Werten tatsächlich eine erniedrigte Effluxkapazität aufweisen. Dieser Befund ermutigte uns, die äußerst aufwendige Messung der Cholesterinefflux-Kapazität in der gesamten Studien-Population durchzuführen".

Das Ergebnis: PatientInnen mit niedrigen CETP-Werten weisen eine verminderte HDL Funktion auf, die zur einer erhöhten kardiovaskulären Mortalität führt. "Für die Entwicklung von neuen therapeutischen Strategien zur Prävention der Atherosklerose bei PatientInnen mit hohem kardiovaskulären Risiko dürften diese Ergebnisse vor allem im Hinblick auf eine personalisierte Therapie richtungsweisend sein", meint Ritsch. (red, 18.5.2015)