Etwas mehr als 100 Tage ist die griechische Regierung jetzt im Amt, aber längst ist klar, dass die tonangebenden Eliten in der Eurozone nicht einmal den kleinsten Kompromiss mit der Linksregierung Alexis Tsipras eingehen wollen. Mit aggressivem Spin-Doctorship werden Rufmordkampagnen orchestriert. Kein Cent an Hilfsgeldern ist seit einem Jahr geflossen. Und mithilfe der Europäischen Zentralbank EZB wird versucht, die griechische Regierung zu strangulieren – und zwar unter recht kreativer Auslegung europäischer Regeln.

Das schüren chronischer Unsicherheit durch die Eurogruppen-Wortführer hat wohl schon Milliarden gekostet. Und dieses Muster ist bekannt: Italiens Premier Silvio Berlusconi, bei dem das nur allgemeine Zustimmung gefunden hat, weil es gewissermaßen den Richtigen traf, wurde schon 2011 durch eine konzertierte Aktion von Regierungschefs und EZB regelrecht aus dem Amt geputscht. Im griechischen Fall stellt sich freilich die Frage: Welches Ziel verfolgen Schäuble & Co genau? (Robert Misik, 17.5.2015)