Während gegenüber von Mozarts Geburtshaus ein unschuldig verarmter Politiker um ein paar Euro bittet...

foto: thomas neuhold

...gibt es sein Kollege nicht so billig: Er sammelt für seine Hochzeitsreise.

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Salzburg - Genau genommen war das, was sich Samstagnachmittag in der völlig überfüllten Salzburger Altstadt abgespielt hat, höchst illegal: Acht Mitglieder der Linzer Kulturgruppe Social Impact AG haben sich zum organisierten, gewerbsmäßigen Betteln verabredet. Diese Form der Bettelei ist jetzt schon strafbar.

Die Aktion richtete sich gegen eine weitere Verschärfung: In der Gemeinderatssitzung am 20. Mai werden SPÖ und ÖVP - vermutlich auch mit Zustimmung der FPÖ - ein sektorales Bettelverbot für wesentliche Teile der Salzburger Altstadt beschließen. Dieses soll mit 1. Juni in Kraft treten.

Bettler aus Bodenhaltung

"Unsere Aufgabe ist, zu irritieren", sagt der Sprecher von Social Impact Thomas Duschlbauer. Und so präsentiert die Künstlergruppe das Betteln als Geschäftsidee - analog zum immer wieder auftauchenden Vorwurf der "Bettelmafia". Das Start-Up Unternehmen nennt sich "Instant Karma". Der Spender kann einem ausgebildeten, zertifizierten Bettler "aus echter Bodenhaltung" spenden und erhält dafür einen spirituellen Ertrag für sein Karma. Duschelbauer: "Das ist gutes Marketing".

Ironisch kommentiert werden auch die Berichte über angeblich große Geldsummen, die erbettelt werden können. "Instant Karma" betont jedenfalls, dass der Spender auch die Sicherheit habe, dass sein Geld beim Bettler seines Vertrauens ankomme. Die Firma "Instant Karma" würde das das Geld dann gewinnbringend am Finanzmarkt anlegen und für einen vernünftigen Umgang mit dem Erbettelten sorgen. Zitat aus der parallel zur Aktion verteilten Depesche: "Bei uns haben die Bettler noch Bodenhaftung und verlieren nicht den Bezug zum Geld."

Kaufleute wenig erfreut

Die Initiatoren der Aktion wollen das Betteln mit den typischen Erfahrungen aus dem Erwerbsleben koppen und sind neugierig, ob das bei der Bevölkerung auf höhere Akzeptanz stößt. Die ersten Eindrücke am Samstag waren zwiespältig: Einige Touristen verstehen die Anspielung, Salzburger sind in der Getreidegasse ohnehin keine zu finden. Und wenn, dann nur als Geschäftsinhaber. Die wiederum versuchen die bettelnden Künstler möglichst vom eigenen Geschäftsbereich fernzuhalten. Da gibt es wohl Minuspunkte am Karma-Konto. (Thomas Neuhold, 16.5.2015)