Wien trägt jetzt Toleranz. Der öffentliche Raum ist in diesen Tagen von den Truppen der Toleranz besetzt. Ein Toleranzevent reiht sich an den anderen. Eine dicke Toleranzdecke legt sich über die Stadt. Die gleichgeschlechtlichen Pärchen auf den Verkehrsampeln zum Beispiel sollen bleiben. Denn, wie der SPÖ-Tourismussprecher Max Unterrainer sagte, sie sind ein Zeichen für "Toleranz, Respekt und gelebte Solidarität".

So wie der Life Ball. Da braucht man gar nicht viel zu reden, da geht's um "Toleranz und Respekt". Oder wie der Song Contest. Spätens seit Conchita da gewonnen hat, steht Österreich an vorderster Front des Kampfes für Toleranz und Respekt.

Es gibt noch die Peaceparade. Wie das verdienstvolle "Hanfinstitut" mitteilt, steht die Parade in Wien heuer unter dem Motto "Unseren Bass, den könnt ihr haben". Ein geglücktes Wortspiel mit dem Slogan linksautonomer Demonstranten "Unseren Hass, den könnt ihr haben". Bass ist besser, wenngleich der Sound aus Boxen manchem die Plomben aus Backenzähnen haut. Jedenfalls laut Hanfinstitut: "Die Peaceparade mahnt Toleranz, Respekt sowie Rücksicht ein." Schön. Aber vielleicht könnte der Wiener Bürgermeister etwas Grantiges, Respektloses und ein ganz klein wenig Intolerantes sagen. Nur so, damit wir wissen, dass wir in Wien sind. Muss ja nicht wieder über die Lehrer sein. (Hans Rauscher, 15.5.2015)