Foto: fid

Im Vorfeld des Parteitages der ÖVP-Reform gab es naturgemäß einige mediale Auftritte von Politikern dieser Partei, die auch pflichtgemäß und routiniert absolviert wurden. Conny Bischofberger konnte in der "Kronen Zeitung" nur gerührt vom Empfang berichten, den ihr der Vizekanzler bereitete. Reinhold Mitterlehner erscheint höchstpersönlich im Empfangsraum des Wirtschaftsministeriums, um seine Gäste abzuholen. Ein Sir in Grau. Grauer Anzug, graublaue Krawatte, graumeliertes Haar. Und was sagt dieses personifizierte Grauen? "Kommen Sie!" Auf einem schwarzen Teppich mit roten Rosen geht es in sein Büro, wo er an der Spitze des großen Besprechungstisches Platz nimmt.

Das Ambiente ist "Krone"-gerecht. Links neben dem Schreibtisch hängt ein Rosenkranz an der Wand ("Den hat mir jemand aus Medjugorje mitgebracht, das hat mich berührt") - man ist ja kein Unmensch -, rechts eine "Django"-Skizze ("Das ist eine ganz nette Facette im politischen Leben." ), Mundwinkel und Stirnfalten des ÖVP-Chefs bewegen sich während des Gesprächs munter auf und ab.

Kaum hatten nach dem Gang auf dem schwarzen Teppich mit roten Rosen die Mundwinkel und Stirnfalten des ÖVP-Chefs aufgehört, sich munter auf und ab zu bewegen, konnte die Interviewerin auch schon die entscheidende Frage landen: Acht Monate Vizekanzler, sechs Monate Parteichef: Hält der Django-Effekt noch an?

Jetzt stand alles auf der Kippe

Jetzt stand alles auf der Kippe, wie würde der Sir in Grau auf die Wucht einer solchen Attacke reagieren? Wie anders als gnädig - unterm Rosenkranz aus Medjugorje? Reinhold Mitterlehner lacht, fällt der Reporterin ein Stein vom Herzen, das ist schon mal ein gutes Zeichen. Ein noch besseres Zeichen für das ganze Land ist dann seine Antwort. Ich hoffe nicht, dass meine Politik auf einem Hype aufgebaut ist. Der Spitzname bringt ein biss-chen Humor in die Politik, aber er kann Politik natürlich nicht ersetzen. Wie kann er nur so sicher sein?

An dieser Stelle wollen wir uns vom graumelierten Django ab- und dem jugendlichen ÖVP-Universalgenie zuwenden. Sebastian Kurz: In 8 Tagen um die Welt, ächzte "Österreich". Kurz lernte im Silicon Valley das "Think Big" und sah Gefahren in Moskau hautnah. Die Marathon-Tour. Unterwegs lauerte Reporterin Isabelle Daniel. Nach der Ankunft am Flughafen JFK in New York ging es für Sebastian Kurz gleich weiter zur UNO. Dort eröffnete er das Vienna Café. Dienstag früh hielt er eine Abrüstungsrede, bevor es wieder zum Flughafen ging, aber nicht an "Österreich" vorbei. Dem Blatt verriet er unter anderem Neuigkeiten wie: Es gibt kaum noch russische Medien, die unabhängig berichten. Oder: Wir müssen auf unserem Kontinent aufpassen, dass wir nicht die Digitalisierung verschlafen und wirtschaftlich zurückfallen. Auch gut: Solange ich Freude an der Politik habe und etwas bewirken kann, bleibe ich ihr treu. Würde man ihn doch nur etwas bewirken lassen!

Bestens freiheitlich vernetzt

Aber den Vogel an medialen Auftritten abzuschießen gelang einem bisher eher unauffälligen Staatssekretär, ebenfalls in der Sonntags-"Krone", und auch noch bunt. "Es geht um eiskalte Überwachung" - Tassilo Wallentin traf Staatssekretär Harald Mahrer zu einem Interview über die Abschaffung des Bargeldes, die totale Überwachung und das österreichische Staatsgold.

Mahrer war damit unmittelbar vor dem ÖVP-Parteitag bestens freiheitlich vernetzt, war doch nur zwei Tage zuvor "Zur Zeit" mit der Titelgeschichte erschienen: Vom Ende des Bargelds. Nur Bares ist Wahres! Darin wird der Albtraum vom gläsernen Kontosklaven geträumt. Nichts bleibt mehr geheim: Die bargeldlose Gesellschaft bedeutet das unweigerliche Ende der Freiheit.

"Private Banker plündern Bürger aus", hieß es da, als ob sie dazu Bargeldlosigkeit bräuchten. Und Andreas Mölzer jammerte: Was früher als Steuer-Kavaliersdelikt galt, wird heute gnadenlos kriminalisiert. Kavalier zu bleiben wird einem auch immer schwerer gemacht. Nur Mahrer kann helfen. Man will die Freiheit der Bürger beschneiden. Hier dürfen wir nicht auf die honigsüßen Verführer hereinfallen, die mit Bequemlichkeitsargumenten hausieren gehen. Im Gefolge der FPÖ wollte Mahrer das Bekenntnis zum Bargeld zur politischen Grundlinie der ÖVP machen. So am Parteitag geschehen. Oder?

Noch ehe Strache das Thema aufnehmen konnte, durfte er einen persönlichen Triumph feiern. Straches Opernball-Begleitung ganz nackt, verhieß "Heute", Model Kerstin erregt Hollywood. Hoffentlich für Bargeld.