Jörg Immendorfs Bronze "Malerstamm - Georg und Otto" (2002), zuletzt Leihgabe in der Albertina, blieb unverkauft.

Foto: im Kinsky

Das Meisterwerk also: Einst war es eine zur Erlangung des Meistertitels angefertigte Abschlussarbeit, die in ihrer Güte überzeugte und im Handwerk im Meisterstück seine Entsprechung hatte. Im gegenwärtigen Sprachgebrauch bezeichnet man damit besonders gelungene oder von der Kritik gelobte Arbeiten. Für Kunsthistoriker ist es das beste Werk eines Künstlers in einer Schaffensphase oder innerhalb des gesamten OEuvres.

Letztere Einordnung ist auch die auf dem Kunstmarkt geläufige, die international jedoch deutlich seltener Anwendung findet als auf dem österreichischen Marktplatz. Hierzulande wird quasi allem, was in Güte über den Durchschnitt hinausgeht, in fast inflationärer Manier das Meisterwerkmascherl umgeschnallt. Soll sein, der informierte Kunstkäufer weiß um diesen Vermarktungskniff längst. Seit Herbst 2010 veranstaltet "im Kinsky" unter dem Siegel "Meisterwerke" Auktionen mit an Umfang reduziertem und an Güte orientiertem Angebot. Für die diese Woche (12. 5.) anberaumte Versteigerung hatte man 93 Kunstwerke in einer alphabetischen Bandbreite von Attersee (Christian Ludwig) bis West (Franz) akquiriert, die nahezu alle Geschmacksrichtungen abzudecken vermochten.

Den höchsten Zuschlag des Abends erteilte Michael Kovacek für Erich Heckels Farbholzschnitt Fränzi liegend, für die ein heimischer Privatsammler 315.000 Euro brutto (inkl. Aufgeld, exkl. Folgerecht) bewilligte. Auf den zweiten Platz hievte ein deutscher Privatsammler Friedensreich Hundertwassers Grüne Steiermark, als er sich mit 296.000 Euro gegen die Konkurrenz im Saal durchsetzte. Renoirs Landschaftsbild wanderte indes für 277.200 Euro nach Tschechien ab.

Bei Karl Prantls 2010 bearbeitetem "Stein" aus indischem Granit, der bis Anfang Februar in der Ausstellung in der Albertina (Die Sprache der Steine) zu sehen war, war der untere Schätzwert von 100.000 Euro zwar verlockend, jedoch unrealistisch. Denn das Limit, eröffnete Kovacek dem einzigen Interessenten, läge tatsächlich bei 160.000 Euro. 120.000, mehr gedachte der Saalbieter nicht einzusetzen, in den nächsten Tagen wird mit dem Verkäufer erneut verhandelt.

Nur unter Vorbehalt

Ebenso nur unter Vorbehalt wurde der Zuschlag für Rudolf Hausners Marmor-Adam erteilt. 1975 hatte Hausner in Carrara einen weißen und einen schwarzen Kopf nach einem Gipsmodell herstellen lassen, die anschließend in Scheiben geschnitten und zu zwei gestreiften Varianten wieder zusammengefügt wurden. Das Pendant gastiert derzeit in einer Ausstellung im Museum Würth (Künzelsau, bis 7. 6.), für das in Wien offerierte setzte ein Bieter übers Internet 60.000 Euro ein. "Ich brauche aber 75.000 Euro" monierte Kovacek, allein, der Onlinebieter konnte ihn nicht hören. Exklusive der unter Vorbehalt erteilten summierten sich die Zuschläge auf rund drei Millionen Euro. (kron, 15.5.2015)