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Doppelflügeltüren, Fischgrätparkett, hohe Räume: Viele lieben den Wiener Altbaubestand. Dass diese Wohnungen nun auch als Vorsorgemodell fungieren, missfällt aber auch manchen.

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Neu errichtete Wohnungen werden schon seit längerer Zeit auch als Vorsorgewohnungen verkauft. Immer mehr rücken nun aber auch (meist unbefristet) vermietete Altbauwohnungen in parifizierten Gründerzeithäusern in den Fokus von Investoren wie Anbietern. Die Wiener Privatbank bewirbt das Modell etwa mit dem Hinweis, dass diese Wohnungen - obwohl eben unbefristet vermietet - großes Potenzial besitzen würden, weil "abhängig von sich verändernden Lebenssituationen des Mieters" mittel- bis langfristig mit einer Bestandsfreiwerdung gerechnet werden könne.

Diesfalls kann die Wohnung dann entweder zu einer höheren Miete (die aber im Altbau freilich immer noch dem Richtwert unterliegt) neu vermietet oder mit erheblichem Aufschlag wieder verkauft werden - sofern nicht ein Angehöriger des Mieters in den billigen Altmietvertrag eintritt. Letzteres sei aber, versichert Georg Aichelburg-Rumerskirch, Leiter der Sparte Immobilien bei der Wiener Privatbank AG, bei den 150 bis 180 Altbauwohnungen, die er schon verkauft habe, "kein einziges Mal vorgekommen".

Höheres Abschreibungspotenzial

Aus steuerlicher Sicht sei jedenfalls nichts gegen das Modell einzuwenden, sagt auch Steuerrechtsexpertin Karin Fuhrmann von TPA Horwath. Wenn man eine solche Wohnung erwerbe und in eine Sanierung investiere, lasse sich sogar ein höheres Abschreibungspotenzial heben. Und für die sogenannte "Liebhaberei"-Berechnung, die bei Vorsorgewohnungen wegen der steuerlichen Vorteile von großer Bedeutung ist, können anstatt der tatsächlich in 20 Jahren erzielten Einkünfte fiktive Marktmieten herangezogen werden.

Bei SPÖ und der SPÖ-nahen Mietervereinigung sorgt die Anpreisung dieser Anlegerwohnungen dennoch für Unmut. Man fürchtet verstärkten Druck auf Mieter, weil Anleger das Renditepotenzial ausschöpfen wollen. SPÖ-Bautensprecherin Ruth Becher, die mit der ÖVP gerade ein neues Mietrecht verhandelt, spricht nur noch von "Vorsorge-Spekulationswohnungen" und warnt deren Käufer vor "nicht vorhersehbaren Rahmenbedingungen".

"Politik wird eingreifen"

Durchaus mit Kalkül: Schon allein die Verunsicherung darüber, was im neuen Mietrecht stehen wird, soll dafür sorgen, dass sich das Modell nicht ausbreitet. "Schon in den vergangenen Jahrzehnten wurden die gesetzlichen Rahmenbedingungen immer wieder geändert, wenn der Druck auf Mieter erhöht wurde. Auch diesmal wird die Politik eingreifen, wenn das notwendig werden sollte", sagt Becher und kündigt an, konkrete mietrechtliche Maßnahmen erörtern zu wollen.

Aichelburg-Rumerskirch hält das für bloßen Theaterdonner und kann sich nicht vorstellen, dass sich ein neues Mietrecht gravierend auswirken würde. Das Produkt "Alt-Wiener Vorsorgewohnung" sei jedenfalls ein Renner, berichtet er dem STANDARD: Sechs Pakete habe man schon verkaufen können, das siebente sei gerade "in Vorbereitung". (Martin Putschögl, 15.5.2015)