Wien - Im Rahmen der umfangreichen Regulierungen, die auf die Versicherungswirtschaft im Gefolge der Finanzkrise zukommen, stechen diese Vorschriften besonders hervor: Zum Schutz des Konsumenten sollen künftig Unterlagen und Dokumente zu Versicherungsprodukten auch in Kurzfrom erstellt werden. "Das Versicherungsprodukt muss verständlich, übersichtlich, transparent und vergleichbar dargestellt werden", erläutert Kurt Svoboda, Chief Finance und Risk Officer des Versicherungskonzerns Uniqa. Es wird eine Art "Beipackzettel" geben: Auf zwei A4-Seiten soll das Wichtigste angeführt werden.

In der Regel sind diese Vorschriften erst in Ausarbeitung - die meisten aber sollen 2017 in Kraft treten. Im Rahmen von IMD (Insurance Mediation Directive) wird es zu Neuerungen kommen, die noch für viel Diskussionsstoff sorgen werden: die Offenlegung von Provisionen an den Verkäufer des Versicherungsprodukts, und zwar beim Verkauf "over-the-counter" ebenso wie via Versicherungsmakler. Diese Makler, wird erwartet, werden etwa beim Verkauf ganzer Paketversicherungen wegen der Kosten- und Gebührentransparenz mit größerer Wechselbereitschaft konfrontiert sein.

Geänderte Provisionsschemata

Bisher wurden Provisionen, die die Versicherungen an die Verkäufer auszahlten, eher geheim gehalten. Sie lagen bei Lebensversicherungen bei rund sechs Prozent der Summe der Prämien, die über die Laufzeit (mindestens 20, meistens 25 Jahre) gezahlt wurden. Bei einer Einzahlungssumme von 100.000 Euro ergab dies eine Prämie von rund 6000 Euro, die der Vermittler gleich bei Vertragsabschluss erhielt. Für die Versicherungskonzerne war dies nachteilig. Schließlich gibt es keine Sicherheit dafür, dass in den Vertrag bis Laufzeitende eingezahlt wird.

Deshalb wurden Provisionsschemata bereits sanft verändert - eher zum Nachteil der Verkäufer: Nun werden in der Branche in der Regel nur mehr vier Prozent der Prämien, die der Versicherungsnehmer zahlt, als Provision laufend ausgezahlt. Bei Autoversicherungen sind es rund sieben Prozent der Jahresprämie, die der Verkäufer bekommt, jedes Jahr.

In der Branche wird erwartet, dass im Zuge der angestrebten Transparenz diese Provisionsschemata noch niedriger werden; die Bandbreite der Vergütungen schmaler wird. Dies werde der Branche auch guttun, meint Svoboda: So werde sich das Hochlizitieren seitens der Makler aufhören. Das Wechseln zu anderen Anbietern, weil es dort höhere Incentives gebe, werde zurückgehen. (Johanna Ruzicka, 15.5.2015)