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Im Fokus: Früherkennung von Augenerkrankungen ist wichtig, weil sie dann besser behandelbar sind.

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In Sachen Augengesundheit, Früherkennung schwerer Augenerkrankungen und Therapie zur Verhinderung von Erblindung haben die Österreicher nur eine suboptimale Versorgung. Mangelnde medizinische Leistungen bei niedergelassenen Kassen-Augenärzten und Spardruck in den Spitälern ergänzen einander, warnen die Augenärzte.

"Das Credo ist: 'Zugangserschwerung' (zu medizinischen Leistungen; Anm.) hält die Kosten in Grenzen", sagte die Doyenne der Wiener Augenärzte, Helga Azem. Es gehe einfach um die "Limitierung der Kosten". Für den einzelnen Patienten ist das buchstäblich kaum "ersichtlich".

Dickicht der Erstattung

So zahlen beispielsweise die Krankenkassen die "State of the Art"-Netzhautuntersuchung per Optischer Kohärenztomografie (OCT) nur teilweise. Die "kleinen Kassen" zahlen 60 Prozent der Kosten in der niedergelassenen Praxis, die Wiener Gebietskrankenkasse zum Beispiel gar nicht. "Dabei steigt die Indikation (angezeigte Anwendungsgebiete; Anm.) der Optischen Kohärenztomografie massiv an", sagte der Wiener Spezialist Anton Hommer.

Ein Beispiel ist der Grüne Star. "3,5 Prozent der 40- bis 80-Jährigen sind davon betroffen, aber schon zehn Prozent der 90-Jährigen. In Österreich haben wir rund 80.000 Erkrankte. Nur die Hälfte wissen, dass sie ein Glaukom haben. Der erhöhte Augendruck ist der wichtigste Risikofaktor. Der dadurch hervorgerufene Netzhautnervenfaser-Verlust ist irreversibel.

Wir können ihn sehr gut vermessen und dokumentieren. Leider ist das oft keine Kassenleistung. Wenn sie's merken, ist es schon sehr spät", fügte der Spezialist hinzu. Vom Glaukom Betroffene müssen lebenslang täglich Augentropfen zur Verminderung des Augendrucks anwenden. Es gibt aber auch Neuentwicklungen mit einfacheren Anwendungsformen von Medikamenten und chirurgische bzw. mikrochirurgische Verfahren.

Kostendruck in Therapie

Zwei Probleme ergänzen einander bei den zahlreichen Patienten mit Diabetischer Retinopathie oder altersbedingter Makuladegeneration, bei welcher sich durch irreguläres Blutgefäßwachstum in der Netzhaut bzw. durch krankhafte Veränderungen unterhalb der Netzhaut ein zunehmender Verlust des Sehvermögens speziell am Ort des schärfsten Sehens (Makula) einstellt. Hier gibt es für geeignete Patienten durch die regelmäßige Injektion von monoklonalen Antikörpern in das Auge eine wirksame Therapie.

"Weltweiter Standard ist, dass diese intraokulären Injektionen im niedergelassenen Bereich (niedergelassene Augenärzte; Anm.) verwendet werden", sagte der Salzburger Spezialist Herbert Reitsamer. In Österreich erfolgt die Behandlung aber ausschließlich in den Krankenhäusern (Ambulanzen), was die Patienten mit Weg- und Wartezeiten belastet.

Wahrscheinlich ausschlaggebend dafür ist die Frage, wer die Leistung inklusive der Medikamente bezahlt: Der Spitalserhalter oder die Krankenkassen im niedergelassenen Bereich. Man rechnet, dass für die Therapie geeignete Patienten mit Diabetischer Makulapathie pro Jahr sieben bis neun derartige Injektionen benötigen, Patienten mit altersbedingter Makuladegeneration fünf bis sieben. In Österreich kommen die Betroffenen, wie vor kurzem der Linzer Augenspezialist Matthias Bolz sagte, aber im Durchschnitt nur auf 3,5 Anwendungen pro Jahr.

Monoklonale Antikörper: Wahl der Mittel

Zusätzlich gibt es offenbar deutlichen Druck der Spitalserhalter, für die Behandlung der Patienten mit Makuladegeneration vor allem den dafür nicht eigens zugelassenen monoklonalen Antikörper Bevacizumab zu verwenden. Dieser ist als zugelassenen Krebsmedikament deutlich billiger als ähnliche Präparate für die Ophthalmologie. "Es ist ein enormer Druck da, das 'Off-Label-Präparat' (Bevacizumab; Anm.) zu benutzen", sagte Michael Radda, Chef der Augenabteilung am Wiener Donauspital (KAV).

Eine Studie vor einigen Jahren im New England Journal of Medicine hat ergeben, dass man mit den verschiedenen Arzneimitteln ähnliche Ergebnisse in der Therapie der Makuladegeneration erzielen kann, eine erst vor kurzem ebenfalls im dem Fachjournal publizierte Studie zeigte hingegen bei Diabetikern deutlich bessere Resultate mit den eigens für die Ophthalmologie zugelassenen Medikamenten. (APA, 13.5.2015)