Rund 400.000 Menschen sind in Österreich von einer Depression betroffen, jüngere ebenso wie ältere. Es gibt verschiedene Arten der Erkrankung. Grob gesehen sind es fünf große Gruppen:
Die unipolare Depression bezeichnet einen Krankheitsverlauf, bei dem einzelne Episoden von Niedergeschlagenheit vollkommen beschwerdefreien Phasen folgen.
Damit unterscheidet sich diese Form von bipolaren, affektiven Störungen (auch manisch-depressive Depression), bei der sich Zeiten der Niedergeschlagenheit und vollkommen überzogener Euphorie abwechseln. Rastlosigkeit, Überaktivität und überschäumende Energie sind Symptome der Manie.
Neben der jahreszeitlich bedingten Winterdepression und Angststörungen ist die Depression im Alter wesentlich schwerer zu diagnostizieren, obwohl Menschen viel häufiger davon betroffen sind.
Körperliche Beschwerden im Fokus
Bei alten, depressiven Patienten stehen häufig körperliche Beschwerden im Vordergrund, seltener die Kernsymptome der Depression, wie Niedergeschlagenheit oder Antriebslosigkeit, die bei jüngeren Betroffenen beobachtet werden. Diese oftmals hervorstechenden körperlichen Beschwerden führen dazu, dass die dahinter stehende Depression häufig nicht beachtet, nicht diagnostiziert und somit auch viel zu selten behandelt wird.
Zusätzlich erschwerend: Die Abgrenzung zwischen Depression und Demenz kann aufgrund ähnlicher Symptomatik eine große Herausforderung sein, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe Ulrich Hegerl. Außerdem seien ältere Menschen mit Depression besonders suizidgefährdet. Bei Männern über 75 Jahren sei das Suizidrisiko fünfmal höher als im Durchschnitt der Bevölkerung, sagt Hegerl.
Deutsche Experten thematisieren Problem
Obwohl depressive Störungen neben den Hirnleistungsstörungen zu den häufigsten psychischen Störungen im höheren Lebensalter zählen, sei die Qualität der Versorgung niedrig, kritisiert der Düsseldorfer Psychiater Martin Haupt. Mangelnde Diagnostik und wirksame Behandlung seien unter anderem auf die symptomatischen Besonderheiten zurückzuführen.
Auf diese müssten die behandelnden Ärzte besonders achten, denn häufig klagen ältere Menschen beim Arztbesuch eher über somatische als psychische Leiden. Eine angemessene Versorgung ist aber nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Angehörigen und die Mitarbeitenden in der Altenhilfe wichtig. Sie sind in ihrem (Arbeits-) Alltag im Umgang mit depressiv Erkrankten einem besonders hohen Druck ausgesetzt.
Herausforderung für Angehörige
Denn Menschen mit Depression verlangen oft unbewusst nach einem Gegenüber, das der Depression standhält und sich nicht zurückzieht. Welche Prozesse hierbei ablaufen, erklärt der Experte für gerontopsychiatrische Pflege Christian Müller-Hergl. Pflegende und Angehörige müssten lernen, für die eigene seelische Gesundheit zu sorgen und eine sozial bezogene Autonomie zu entwickeln.
Um sich selbst vor einer Depression zu schützen, benötigen sie eine hohe Widerstandsfähigkeit, die so genannte Resilienz. Die Resilienztrainerin Sabine Horn weiß, wie Pflegekräfte bei der Selbstwahrnehmung und -pflege unterstützt werden können. Auf der ProAlter-Plattform des Kuratoriums für Altershilfe sollen Betroffene wie Angehörige und Pflegende über die Facetten der Erkrankung informiert werden. In Österreich engagiert sich das Bündnis Depression für ähnliche Ziele. (red, idw, 13.5.2015)