Wien - Die geplante de facto Aufhebung des Bankgeheimnisses durch die Bundesregierung geht dem Steuerbetrugsexperten Friedrich Schneider von der Linzer Johannes Kepler Universität "eigentlich zu weit". Er fürchtet, dass bei vielen Österreichern dadurch die Steuermoral beeinträchtigt werden könnte, "weil sie sich völlig zu Unrecht verdächtigt fühlen", sagte Schneider im Ö1-Morgenjournal am Mittwoch.

Grundsätzlich sei er "sehr für Betrugsbekämpfung" und dass Steuersünder und Steuerhinterzieher zur Rechenschaft gezogen werden, so Schneider, aber was ihn jetzt am meisten störe, sei, dass weit über 90 Prozent der Österreicher ehrlich ihre Steuern zahlten, die geplanten Maßnahmen aber für alle gelten. Jetzt, nachdem auch alle, die ein entsprechendes Geschäft haben, Registrierkassen kaufen müssten, frage sich der Bürger, "warum passiert das mit mir, wobei ich dem Staat gegenüber ehrlich bin".

Unter Generalverdacht

Einige Menschen dürften jetzt erst recht Steuern hinterziehen, weil sie sich unter Generalverdacht gestellt fühlten, viele aber nicht, so Schneider weiter. Viele hätten aber ein schlechtes Gefühl damit, und dies könnte ihre Einstellung zum Staat beeinträchtigen.

Schneider glaubt auch nicht, dass mit der Aufweichung des Bankgeheimnisses wie geplant 700 Mio. Euro hereinkommen werden. "Wenn es 200 oder 300 Millionen werden, läuft es schon sehr gut", so Schneider.

Was anders und besser gemacht werden könnte, wäre dem Bürger besser einsehbar zu machen, was mit seinen Steuern passiert und ihm ein begrenztes Mitspracherecht dazu zu geben. "Dann zahlt er auch viel lieber", so Schneider. Das wäre ein wichtiger Schritt. (APA, 13.5.2015)