Hammer. Um insgesamt mehr als 280 Millionen Euro wurden nun quasi auf einen Schlag zwei Werke der klassischen Moderne in New York versteigert. Pablo Picassos Die Frauen von Algier (160,27 Millionen Euro) und Alberto Giacomettis Skulptur Der zeigende Mann (126,24 Millionen Euro) sind Rekordhalter. Bis zur nächsten Sensationsversteigerung. Kunst ist zur krisensicheren Weltwährung für diskrete Multimillionäre geworden.

Offiziell werden zwar Identität und Bonität der Bieter überprüft. Dennoch hält sich hartnäckig der Verdacht, bei Auktionen werde schwarzes Geld weißgewaschen. Das Prozedere klingt einigermaßen verschwörungstheoretisch: Käufer und Verkäufer machen demnach gemeinsame Sache, der Verkäufer steckt dem Käufer vor der Auktion Schwarzgeld zu, das später als Auktionserlös deklariert werden kann.

Lust am Neuen? Entdeckerfreude? War einmal. Jetzt ist Prestige. Wer genug Geld hat, shoppt nicht mehr - oder nicht nur - Luxusjachten und Privatinseln, sondern zunehmend auch die Ware Kunst. Die definiert sich längst nicht mehr über gesellschaftlichen, sondern ausschließlich über den Marktwert. Museen können bei diesen geradezu obszönen Auktionspreisen nicht mitsteigern. Ihre Sammlungen bekommen Lücken. Darin liegt allerdings eine große Chance - für Zeitgenössisches abseits des überteuerten Mainstream. Viele engagierte Galerien wären voll davon. (Andrea Schurian, 12.5.2015)