"Der Graben".

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Der Vater stapft im Schnee in das Dorf hinunter. Er hat einen Stellungsbescheid der Wehrmacht bekommen. Dafür waren den Nazis die slowenischen Kärnter noch recht. Die Sprache und die Vereine wurden mit dem Anschluss verboten. Für den Krieg konnte man sie dann doch noch gebrauchen. Regisseurin Birgit-Sabine Somer erzählt in ihrer 75-minütigen Dokumentation Der Graben am Freitag um 22.40 Uhr auf ORF 2 die gemeinsame Geschichte der Deutsch-Kärntner und der Kärntner Slowenen vom ersten Weltkrieg bis zum Staatsvertrag.

Eisenkappel-Vellach (Železna Kapla-Bela), der südlichste Punkt Österreichs, liegt nach dem Ersten Weltkrieg plötzlich an einer Staatsgrenze. Kämpfen Slowenen und Deutsch-Kärntner noch gemeinsam in der k.u.k Armee, so gibt es in der Zwischenkriegszeit kaum noch Berührungspunkte. Die Dokumentation greift die Geschichten mehrerer Zeitzeugen auf und schildert sie in nachgestellten Szenen, an denen beide Bevölkerungsgruppen mitwirken.

Die Enkel stellen die Kindheit ihrer Großeltern nach – Kinder spielen 70 Jahre später die Erlebnisse von Kindern. Die Geschichten fesseln und die nachgestellten Szenen machen die Angst der Kinder und Jugendlichen nachvollziehbar. Beide Volksgruppen kämpfen unter verschiedenen Vorzeichen mit derselben Realität.

Zu den Verhandlungen um den Staatsvertrag kam Österreich die Minderheit wieder recht. Denn der wäre ohne den Partisanenkampf der Kärntner Slowenen nicht möglich gewesen, verlangten die Alliierten doch den Beweis des militärischen Widerstands gegen das Naziregime. Und den gab es einzig in Südkärnten. (Andreas Haberl, 15.5.2015)