Dass der neue AUA-Chef Kay Kratky, der am Dienstag offiziell vom Aufsichtsrat bestellt wurde, so überhaupt keinen Österreich-Bezug hat, kann man ihm nicht vorwerfen: Der gebürtige Frankfurter hat seit langem eine Wohnung als Zweitwohnsitz in Bad Hofgastein, wo er seit vielen Jahren urlaubt und auch gerne Ski fährt.
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Kratky zuletzt nach dem Absturz der Germanwings-Maschine bekannt, nach dem er als verantwortlicher Vorstand für das gesamte Lufthansa-Passagiergeschäft – neben Lufthansa-Chef Carsten Spohr – den Medien Rede und Antwort stand.
Der 57-Jährige hatte zunächst Maschinenbau studiert, dann aber umgesattelt und zugegriffen, als sich 1979 die Chance bot, an der Verkehrsfliegerschule der Lufthansa in Bremen die Ausbildung zum Nachwuchsflugzeugführer zu beginnen. Er wurde Trainingskapitän auf einer Boeing 747 und übernahm 2001 die Leitung des Bereichs Flugbetrieb bei der Lufthansa Cargo. Nachdem er eine Zeitlang für das Transportmanagement verantwortlich gewesen war, legte er eine Zwischenstation in China ein: als Geschäftsführer der Jade Cargo International in Shenzhen. 2011 stellte die Linie den Flugbetrieb ein. 2012 verließ die Lufthansa endgültig das Joint Venture mit den Chinesen.
2011 gab es dann einen richtigen Karrieresprung: Kratky übernahm die Verantwortung für den wichtigen Flughafenstandort Frankfurt und stieg zum Passagiervorstand auf.
Im August 2015 folgt Kratky dem bisherigen AUA-Chef Jaan Albrecht, der die Leitung der deutsch-türkischen Airline Sunexpress übernimmt.
Seine Erfahrung als Pilot und Manager wird Kratky brauchen, wenn er nach Wien kommt, gilt es doch Ruhe ins Unternehmen zu bringen und die Piloten von Tyrolean und AUA auch firmenkulturell zu vereinen. Das ist umso wichtiger, als die AUA mit Jahresende mit der Einflottung der ersten Embraer-Maschinen beginnt, die die betagten Fokker-Flieger ersetzen werden.
Kratky lieferte sich zuletzt mit den streitbaren Lufthansa-Piloten heftige Auseinandersetzungen, behielt aber stets die Ruhe. Und als über Frankfurt ein Nachtflugverbot verhängt wurde, war auch er es, der nicht müde wurde, sich dagegen verbal zu wehren.
Kratky ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn – und ihm werden beste Kontakte zum Lufthansa-Boss Spohr nachgesagt. (Claudia Ruff, 13.5.2015)