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Deutschland liegt beim Alkoholkonsum im oberen Drittel der 34 Industriestaaten: Jeder Deutsche trinkt umgerechnet im Schnitt elf Liter reinen Alkohol pro Jahr (OECD-Schnitt: 9,1 Liter). Die Österreicher liegen mit durchschnittlich 12,2 Liter an dritter Stelle.

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Berlin - Höhere Steuern auf Alkohol könnten unter anderem jedes Jahr Zehntausende Leben in Deutschland retten. Zu dieser Einschätzung kommen Experten der Industrieländer-Organisation OECD. Ein Preisaufschlag von zehn Prozent könnte den Anteil der Deutschen, die gefährlich viel Alkohol trinken, um zehn Prozent senken, heißt es in einem nun veröffentlichten Bericht.

Demzufolge trinken die Menschen in den Industrieländern zwar etwas weniger Alkohol als vor 20 Jahren, allerdings sind in vielen OECD-Staaten mehr Alkoholexzesse ("Binge Drinking") unter jungen Leuten zu verzeichnen. "Gefährliches Trinken nimmt zu", warnt OECD-Generalsekretär Angel Gurría.

Besonders positiv würde es sich den Berechnungen zufolge auswirken, wenn Ärzte ihre Patienten systematisch nach ihrem Trinkverhalten befragten und über Gefahren aufklärten. Die Fachleute halten auch eine Einschränkung der Alkoholwerbung und ein konsequenteres Vorgehen gegen Alkohol im Straßenverkehr für sinnvoll. Am größten sei der Effekt aber, wenn verschiedene Ansätze gebündelt würden.

Hohe Kosten durch Alkoholmissbrauch

Eine Simulation hat ergeben, dass allein eine Kombination höherer Steuern mit strengeren Regeln für Werbung und Verkauf jährlich mehr als 40.000 Leben in Deutschland gerettet sowie 138.000 Verletzungen im Straßenverkehr vermieden werden könnten.

Auch teurere Maßnahmen wie die Einbeziehung der Ärzte würden sich langfristig auszahlen, sagte Gurría. "Übermäßiger Alkoholkonsum verursacht weltweit massive Kosten für die Gesellschaft und die Wirtschaft." Laut Schätzungen belaufen sich die höheren Ausgaben für das Gesundheitssystem und wirtschaftliche Einbußen durch Alkoholmissbrauch auf ein Prozent der Wirtschaftsleistung.

Pro-Kopf-Verbrauch gesunken

Deutschland liegt beim Alkoholkonsum im oberen Drittel der 34 Industriestaaten; jeder Deutsche trinkt umgerechnet im Schnitt elf Liter reinen Alkohol pro Jahr (OECD-Schnitt: 9,1 Liter), jeder Österreicher laut OECD 12,2 Liter. Allerdings reduzierte sich beim deutschen Nachbarn der Pro-Kopf-Verbrauch binnen zwei Jahrzehnten um mehr als 20 Prozent. Trotzdem steht fast jeder 20. Todesfall (4,4 Prozent) im Zusammenhang mit Alkoholabusus.

Für den Report hatte der Industrieländer-Club in den vergangenen vier Jahren zahlreiche Studien ausgewertet und die Auswirkungen der politischen Maßnahmen für Deutschland, Kanada und Tschechien simuliert. (APA, 12.5.2015)