Wien - Das Entlastungsvolumen des Steuermodells der Regierung kommt zu fast zwei Dritteln Männern zugute. Das kritisieren die Grünen in ihrem am Dienstag in Wien präsentierten Frauenbericht 2015, in dem sie auch auf eine falsche Annahme in der öffentlichen Diskussion in Sachen Pensionsantrittsalter aufmerksam machen: Obwohl Frauen früher in Pension gehen, verursachen sie geringere Kosten als Männer.

Frauen gehen statistisch gesehen mit 59,3 Jahren in Alterspension. Deren gesetzliches Antrittsalter von derzeit 60 Jahren wird bis 2033 auf 65 Jahre angehoben. Männer, die schon jetzt bis 65 arbeiten sollen, gehen de facto mit 62,8 Jahren in den Ruhestand statt mit 65 - womit sie von der gesetzlichen Vorgabe weiter weg sind. Ein knappes Drittel der Frauen ist zuletzt allerdings arbeitslos oder im Krankenstand.

Massive Unterschiede bei Pensionen

Die Erhöhung des Frauen-Pensionsantrittsalters ist nach Ansicht der Grünen ökonomisch sinnlos: "Der Kostenfaktor verschiebt sich von einer Hosentasche in die andere", wie es Bundessprecherin Eva Glawischnig ausdrückte. Bei der Höhe der Pensionen gibt es einen massiven Unterschied: Eine Frau bezieht im Monat 852 Euro, ein Mann mehr als das Doppelte, nämlich 1.769. Zurückzuführen ist diese Differenz unter anderem auf geringere Einkommen, Teilzeitarbeit und Kindererziehungszeiten.

Der Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern hat sich seit 15 Jahren nicht verringert, Österreich belege in Europa den vorletzten Platz, sagte Glawischnig. Die Bundessprecherin der Grünen übte auch Kritik an Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP): Wenn es um Gleichstellungspolitik gehe, sei er auf einem Auge blind. Ein Seitenhieb ging auch an Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Einen Frauenberichtvorzulegen sei eigentlich die Aufgabe der Frauenministerin, merkte Glawischnig an. Das Ministerium hat zuletzt 2010 einen solchen Bericht präsentiert.

Frauen in gehobenen Positionen

Frauensprecherin Berivan Aslan bemängelte einen zu geringen Anteil an Frauen in Spitzenpositionen in der Wirtschaft, ebenso in der Politik, wo sie ein irisches Modell für zweckmäßig hält: Dort sind 50 Prozent der staatlichen Parteienförderung weg, wenn der Frauenanteil auf einer Liste unter 30 Prozent fällt. Auch in Medienunternehmen würde sich die Grüne Frauensprecherin mehr Frauen in gehobenen Positionen wünschen - dann würde das Thema Frauenpolitik einen höheren Stellenwert in der Berichterstattung bekommen. (APA, 12.5.2015)