Wien – Anonymisierte Daten von Millionen Krankenversicherten können Hinweise auf deren Erkrankungsrisiko geben, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie nahelegt. Wissenschafter der MedUni Wien haben nun gezeigt, dass das auch für die mögliche Wirkung von Arzneimitteln in bisher nicht bekannten Anwendungen gelten könnte. Eine solche Studie zur unheilbaren Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) ist jetzt im "Journal of Neurology" erschienen.

ALS ist eine fortschreitende Schädigung von Nervenzellen, die für die Muskelaktivitäten verantwortlich sind. Bisher gibt es keine ursächliche und hoch wirksame Therapie. Allerdings wird die Substanz Riluzole verwendet, weil sie offenbar den Untergang von bei ALS betroffenen Nervenzellen verlangsamen kann. Die durchschnittliche Lebenserwartung nach Ausbruch der Erkrankung liegt nur bei drei bis fünf Jahren.

Hakan Ceti von der Universitätsklinik für Neurologie im Wiener AKH und seine Co-Autoren haben deshalb versucht, durch die Analyse von Verschreibungsdaten der österreichischen Krankenkassen im Zeitraum zwischen Jänner 2008 und Ende Juni 2012 Zusammenhänge zwischen dem Überleben und der Einnahme von zusätzlich zu Riluzole verschriebenen Arzneimitteln zu identifizieren.

Zusammenhang noch unklar

Aus den Daten von rund fünf Millionen Krankenversicherten filterten die Experten zunächst über die Riluzole-Verschreibungen 522 Personen heraus, die an ALS litten. Dann wurde – anonymisiert – auch jeweils die Co-Medikation mit 16 verschiedenen sonst sehr häufig rezeptierten Arzneimitteln als Parameter dem Überleben der Betroffenen gegenübergestellt.

Statistisch zeigte sich, dass ALS-Patienten, die auch Protonenpumpen-Hemmer – die gängigsten Magenmedikamente – einnahmen, eine deutlich schlechtere Lebenserwartung aufzuweisen hatten. Umgekehrt zeigte sich eine statistisch signifikant höhere Überlebenswahrscheinlichkeit, wenn die Patienten zu Riluzole auch noch zusätzlich über das Gehirn wirksame muskelentspannende Medikamente bekamen.

Möglicherweise ist die Beobachtung mit den Muskelrelaxanzien aber auf die Verschreibung solcher Medikamente bei ALS-Patienten mit insgesamt besserer Prognose zurückzuführen, relativieren die Studienautoren ihre Ergebnisse. (APA, 12.5.2015)