Wien - Ginge es nach Matthias Strolz, dann würde die Regelungsdichte an Österreichs Schulen rasch beseitigt: Die Lehrpläne würde der Chef der Neos um zwei Drittel ihrer Inhalte erleichtern, und ebenso zwei Drittel der Erlässe des Bildungsministeriums in den Schredder befördern, denn: "Die Schule ist nicht für Pisa da."

Weil sein Ruf nach mehr Schulautonomie bei der Koalition bisher kaum auf Gehör gestoßen ist, hat Strolz nun gemeinsam mit Michael Unger von der Initiative "Talente blühen" die Ansichten von gewichtigen Schulexperten sowie von Bildungspolitikern aller Parteien und Lehrergewerkschaftern zwischen zwei Buchdeckel gepresst (Titel: Die mündige Schule, verlegt von Contentkaufmann) - und für die Präsentation am Montag einen besonderen Gast gewonnen: Erhard Busek (74), einst Unterrichtsminister, Vizekanzler, nun schon seit Jahren lauter Querdenker der ÖVP.

Nur punktuelle Kooperation

Angesichts dieser Kombination, die im Vorfeld für Spekulationen sorgte, war der Andrang hoch, doch gleich zu Beginn stellte Busek klar, dass er bei drei Themen stets bereit sei, parteiübergreifend zu kooperieren: bei Fragen zur Demokratie, zu Europa und eben zur Bildung. Immerhin trug der ehemalige ÖVP-Obmann dabei eine pinke Krawatte. Strolz wiederum versicherte, anlässlich seines fertigen "Buntbuches" zur Schulautonomie auch mit dem Industriellen Hannes Androsch gerechnet zu haben, allerdings wäre der Initiator des Bildungsvolksbegehrens leider terminlich verhindert gewesen.

Reformresistentes Österreich

Er werbe jedenfalls für "eine breite Allianz der konstruktiven Kräfte" in der Angelegenheit, damit die Schulen auch mehr Handlungsspielraum bei den Finanzen bekommen - und Direktoren künftig auch wirklich ihre Führungsfunktion wahrnehmen können. Und überhaupt ist der Boss der Neos für eine freie Schulwahl für alle ohne Schulgeld. Mitautor Busek, dessen Partei sich gern gegen die Gesamtschule stemmt, aber immer wieder für die Verländerung des Lehrerwesens starkmacht, konstatierte allerdings: "Wir haben in Österreich eine eingefrorene Situation. Ein Wille zur Veränderung existiert bei der Bildung de facto nicht." (Nina Weißensteiner, 12.5.2015)