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Die neue Lehrerausbildung sieht unter anderem Aufnahmeverfahren für alle angehenden Lehramtsstudenten vor.

Foto: apa/Hochmuth

Wien - Der Qualitätssicherungsrat für Pädagoginnen- und Pädagogenbildung sieht sowohl quantitativ als auch qualitativ zu wenig Personalressourcen an Pädagogischen Hochschulen (PH) und Unis. Nicht sofort, aber langfristig hält man eine Zusammenführung der Einrichtungen für sinnvoll.

Der sechsköpfige Rat unter Vorsitz des Religionspädagogen und ehemaligen ÖVP-Bundesrats Andreas Schnider begleitet die Umsetzung der neuen Lehrer-Ausbildung, nimmt Stellung zu Studienplänen und soll auch die personellen Voraussetzungen an den Einrichtungen überprüfen.

Zu geringer Stellenwert

An den Unis ortet der Rat aufgrund des "in der Vergangenheit zu geringen Stellenwerts" der Lehrerausbildung nach wie vor eine "Unterausstattung wichtiger Bereiche" - etwa in den Fachdidaktiken, den professionsorientierten Bildungswissenschaften bzw. in der pädagogisch-praktischen Ausbildung. Pädagogische Hochschulen wiederum würden nur "in Ansätzen über eine tertiäre Kultur" verfügen.

Bisher wurden Lehrer für Volks, Haupt-, Sonder-, Berufs- und Polytechnische Schulen an Pädagogische Hochschulen ausgebildet, die Lehrer für allgemeinbildende und berusfbildende höhere Schule an Universitäten. Die neue Lehrerausbildung sieht unter anderem Aufnahmeverfahren für alle angehenden Lehramtsstudenten vor, wie es sie bisher nur an den Pädagogische Hochschulen gab. Auch ein Masterabschluss ist künftig Pflicht. Nur noch Volksschullehrer können ausschließlich an den Pädagogischen Hochschulen ausgebildet werden, bei allen anderen sind auf Masterniveau zumindest Kooperationen mit Unis Pflicht.

Unis stellen Studium um

Erste Unis haben schon 2014/15 mit der Umstellung begonnen, spätestens 2015/16 ist die Umstellung der Ausbildung für Volksschullehrer geplant. Bis 2016 soll die Ausbildung für Sekundarstufenlehrer folgen.

"Was sich in den letzten fünf Jahren getan hat, ist beeindruckend", sagte der Mathematik-Didaktiker Roland Fischer. Die Studien sind auf die Bologna-Architektur umgestellt worden und die Ausbildung wurde verlängert.

Mehr Personal gefordert

Ohne die entsprechende Personalentwicklung sei all das aber nur eine halbe Sache: "Wir brauchen in manchen Bereichen mehr Personal, aber auch Personal, das besser ist in Hinblick auf die Verknüpfung von Praxisorientierung und Wissenschaftlichkeit", so Fischer.

Aber auch institutionell gebe es noch Probleme: An den Unis seien lange Zeit Instanzen für die Lehrerausbildung zuständig gewesen, für die dieser Bereich nicht der wichtigste gewesen sei. Die Fachwissenschaften hätten sich primär um die Angelegenheiten der jeweiligen Fachwissenschaft gekümmert, gleiches gelte für die Bildungswissenschaften. Das habe sich zwar mit der Schaffung eigener Fakultäten bzw. Schools of Education etwas geändert - aber wer am Ende eine Professur erhalte, würden nach wie vor nicht diese Fakultäten selbst entscheiden.

Langfristige Zusammenführung

An den Pädagogische Hochschulen mangelt es laut Schnider wiederum an der Kultur von Berufungskommissionen etwa für Professuren sowie an forschungsorientierten Strukturen.

Offen steht der Rat einer langfristigen Zusammenführung von Pädagogische Hochschulen und Unis gegenüber. "Das wäre jedenfalls eine vernünftige Perspektive", meinte Fischer. Der bisher gewählte Weg der Trennung sei aber trotzdem richtig gewesen: "Wenn man vor fünf Jahren gesagt hätte, wir integrieren das, wären viele positive Dinge an den Unis wie etwa die Schools of Education nicht geschehen."

Schnider will das aber nicht zu rasch entscheiden. Das gewählte Modell sei eine "gute Schrittfolge". Er wisse auch noch nicht, wie ein künftiges ideales Modell aussehen solle: "Aber eine gemeinsame institutionelle Klammer wäre schon sinnvoll."

Auf Augenhöhe

Für Fischer ist es "keinesfalls akzeptabel, dass wir a la longue eine Hierarchie weiterführen, die da die 'höheren Universitäten' und dort die 'niedrigen Pädagogische Hochschulen' vorsieht. Wir können nicht akzeptieren, dass Lehrerausbildung an Institutionen stattfindet, die nicht zu höchsten akademischen Weihen führen können". (APA, 11.5.2015)