Wien - Ein 3.000 Jahre alter, ursprünglich völlig desolater Sargdeckel aus dem ägyptischen Theben erstrahlt im Kunsthistorischen Museum Wien (KHM) in neuem Glanz: Der Oberteil des Sarkophages der Priesterin But-har-chonsu aus der 21. Dynastie wurde in Kooperation mit dem Institut für Konservierung-Restaurierung der Akademie der bildenden Künste restauriert und ist ab 12. Mai in einer kleinen Sonderausstellung der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung erstmals zu sehen.

Im Jänner 1891 waren in einem Grabungsgebiet nahe des Hatschepsut-Tempels in Deir el-Bahari (siehe Bild) zahlreiche versteckte Felsengräber entdeckt worden. Die Funde waren nach Angaben der KHM-Direktorin Sabine Haag so umfangreich, dass die ägyptische Regierung Teile davon verschenkte. "So kamen drei Sargensembles nach Österreich und damit ins Kunsthistorische Museum", so Haag.

Foto: KHM-Museumsverband

Zwei der Sarkophage gelangten in die Dauerausstellung, vom dritten war lediglich der zerbrochene Deckel des Außensarges erhalten. Im Inventar fand sich der lapidare Eintrag "In sehr lädiertem Zustand angekommen" - die Teile wanderten ins Depot und wurde nie ausgestellt.

Im Bild: der Sarkophag vor der Restaurierung.

Foto: KHM-Museumsverband

2011 begannen im Rahmen einer Diplomarbeit und von Sonderprojekten umfangreiche Restaurierungsarbeiten des Deckels an der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz - ein regelrechtes konservatorisches Puzzle: die zerbrochenen Teile mussten richtig zusammengefügt, deutliche Spuren einer früheren, mangelhaften Restaurierung beseitigt werden (Bruchstücke waren falsch versetzt zusammengefügt und mit Kunstharzverleimung geklebt worden), und nicht zuletzt hatte der Befall von Käfern die Holzstruktur stark angegriffen.

Foto: KHM-Museumsverband

Drei Jahre dauerten die aufwendigen Arbeiten - nun ist der Sargdeckel wieder beinahe vollständig. Einzelne Bruchstücke sind verloren gegangen, diese wurden nicht ergänzt.

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Für den Vorstand des Instituts für Konservierung-Restaurierung an der Akademie, Wolfgang Baatz, ist das aber kein Nachteil: "So kann der Betrachter Aufbau und Struktur des Deckels bis ins Detail nachvollziehen, sozusagen hineinschauen."

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Der prachtvolle Deckel besteht im Kern aus rohen Holzbrettern - die teilweise schon früher für einen anderen Sarg verwendet worden waren. Darauf wurde eine ein Zentimeter dicke Nilschlammschicht aufgebracht, darüber dann die Farben für die umfangreiche Verzierung. Im Kunsthistorischen Museum Wien ist das Stück ab 12. Mai in der Ausstellung "Ein ägyptisches Rätsel" zu sehen.

(APA, red, 11.5.2015)

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Kunsthistorisches Museum Wien

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