Berlin - Nach Naturkatastrophen wie dem jüngsten Erdbeben in Nepal sollen Satelliten Experten zufolge künftig schneller Daten liefern und die Hilfe vor Ort unterstützen. "Wir stehen vor einer neuen Ära der Erdbeobachtung", sagte Helmut Staudenrausch vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Vorfeld des Internationalen Symposiums für Erdfernerkundung (ISRSE). Die Konferenz, zu der rund 750 Teilnehmer erwartet werden, findet diese Woche in Berlin statt.

Nach dem Erdbeben Ende April in Nepal können sich Helfer dank mehrerer Satelliten ein Bild von verschütteten Orte, freien Straßen und möglichen Landeplätzen für Hubschrauber machen. Die aktuelle Technik ermöglicht es laut DLR, aus 800 Kilometern Entfernung noch Objekte unter einem Meter Größe zu erkennen.

Aufnahmen mit 20-minütiger Verzögerung

Laserbasierte Übertragungssysteme sollen Daten besonders schnell verfügbar machen. Je nach Satellit und Umlaufbahn seien mittlerweile Aufnahmen mit etwa 20 Minuten Verzögerung möglich, sagte Staudenrausch. Typischerweise vergingen sonst selbst unter günstigen Voraussetzungen oft noch 90 bis 180 Minuten. Neuere, mit Radar ausgestattete Satelliten sind zudem unabhängig von Wetter und Tageslicht, was im Fall einer Katastrophe besonders wichtig ist.

Ein Fortschritt sei das Programm "Copernicus" der Europäischen Union und der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, das in wenigen Wochen weiter Fahrt aufnimmt: Für den 12. Juni ist der Start des Satelliten "Sentinel-2A" geplant, Ende 2015 soll nach ESA-Angaben ein weiterer folgen. Vor etwas mehr als einem Jahr war der erste Satellit der Reihe gestartet. Insgesamt sind sechs Serien geplant, teils als Konstellationen mit zwei Satelliten. Sie sollen jeweils mindestens sieben Jahre im All bleiben.

So soll 2020 etwa mit der Mission Jason-CS/Sentinel-6 ein ESA-Satellit zur Vermessung des Meeresspiegels starten. Dieser soll im Zehn-Tages-Rhythmus die Höhenveränderungen der Meeresoberflächen dokumentieren, aber auch zur Vorhersage von Sturmfluten genutzt werden.

Analysen der Erdoberfläche

"Die Satelliten produzieren so viele Daten wie nie zuvor", erläuterte John Lewis, Geschäftsführer des an der Entwicklung beteiligten Unternehmens Telespazio Vega, jüngst bei einer Diskussionsrunde in Berlin. Bisher werden die Daten unter anderem von Behörden und Institutionen genutzt, aber auch Firmen können damit etwa Apps entwickeln.

"Bald haben wir ein Routineprogramm, das uns verlässlich und ununterbrochen mit Daten versorgt", so Staudenrausch. Diese sollen auch helfen, Veränderungen auf der Erdoberfläche zu analysieren und zu prognostizieren: Schädliche Algenteppiche auf Ozeanen, schmelzende Gletscher oder die Entwicklung von Ernten. Mit solchen Möglichkeiten könnten die Programme auch zur Einhaltung von Klima- und Umweltschutzzielen beitragen, so der Experte. (APA, 11.5.2015)