Ein internationales Wissenschafterteam mit Erstautoren der Universität Turin und unter Mitarbeit des Wiener Pathologen Lukas Kenner (MedUni Wien) haben bei einer weiteren Form von aggressivem Lymphdüsenkrebs dafür wichtige Genmutationen identifiziert. Daraus könnte eine wirksame Therapie abgeleitet werden.

Das Autorenteam unter Ramona Crescenzo (Turin) konnte durch das schnelle Sequenzieren des Genoms der Tumore von 155 Patienten mit einem anaplastischen großzelligen Lymphom (ALCL) zeigen, dass bei fast 40 Prozent von ihnen die Erkrankung typischerweise mit Mutationen im JAK1- und im STAT3-Gen einhergeht. ALCL-Erkrankungen sind hoch aggressiv und machen zwischen zehn und 20 Prozent aller Non-Hodgkin-Lymphome aus.

Mehrere Formen

Von der Erkrankung gibt es aber verschiedene Unterformen. Im Oktober 2012 berichteten Wissenschafter vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien, des Wiener Ludwig Boltzmann Instituts für Krebsforschung und von anderen internationalen Forschungseinrichtungen in "Nature Medicine" von der Entdeckung, dass neben dem bekannten Fusionsgen NPM-ALK ein bestimmter genetischer Schalter (PDGFRB) bei einem Teil der Patienten für die Erkrankung mitverantwortlich ist. Diese Kranken können sehr stark von einer Behandlung mit dem dann wirksamen Tyrosinkinase-Hemmer Imatinib profitieren.

Bei einem solchen Patienten, der an der Universitätsklinik in Wien im fortgeschrittenen und auf keine herkömmliche Therapie mehr ansprechenden Stadium behandelt wurde, erzielten die Wiener Ärzte damals einen großen Erfolg. Binnen zehn Tagen war der Kranke tumorfrei. "Dem Patienten geht es nach wie vor sehr gut und er führt ein ganz normales Leben", sagt Pathologe Lukas Kenner, der auch am Boltzmann-Krebsforschungsinstitut arbeitet.

Allerdings leiden 50 Prozent der ALCL-Patienten an einer Form der Erkrankung, die nicht auf NPM-ALK oder PDFGRB zurückgeht. In der neuen in "Cancer Cell" publizierten Studie konnten die beteiligten Wissenschafter jetzt zeigen, dass bei rund 40 Prozent (der 50 Prozent; Anm.) Genmutationen im JAK1- (Gen für das Janus Kinase 1-Gen) und im STAT3-Gen aufweisen. Sie treiben offenbar das Wachstum der bösartigen Tumoren an.

Wachstum bremsen

Im Labor und im Tierversuch konnten die Wissenschafter schließlich belegen, dass eine Hemmung der Zellwachstumssignale über die Gene JAK1 und STAT3 das Wachstum der bösartigen Zellen bremst. Medikamente bzw. Wirksubstanzen, welche Janus-Kinasen (Jak-Enzyme) blockieren, gibt es bereits. Ihre Anwendungsgebiete sind sowohl die rheumatoide Arthritis als auch Krankheiten des blutbildenden Systems.

Die neuen Erkenntnisse könnten aber nicht nur für Patienten mit ALCL-Erkrankungen wichtig sein. Kenner erläuterte: "Es ist davon auszugehen, dass es diese Art von Mutationen auch bei anderen Krebsarten gibt und dass wir hiermit generell einen Ansatzpunkt für neue Krebstherapien entdeckt haben." (red, 11.5.2015)