Bild nicht mehr verfügbar.

Lettlands Goalie Edgars Masalskis (hier gegen Thomas Raffl) "stopped us", wie Österreichs Coach Daniel Ratushny sagte.

Foto: APA/Fohringer

Wenn, wenn, wenn, wenn, wenn. Die fünf "Wenns" passen schon, sie passen zum österreichischen Eishockeyteam, das am Samstag in Prag garantiert fünf hochkarätige Torchancen und somit einen durchaus möglichen Erfolg gegen Lettland vergeben hat. Die Österreicher waren über weite Strecken überlegen, ohne aber diese Überlegenheit in Zählbares verwandeln zu können, sieht man von Brian Leblers Treffer zum 1:0 (17.) ab. Lettland kam im Mitteldrittel durch Lauris Darzins (33.) zum glücklichen Ausgleich, zog sich zurück, nahm das Tempo aus dem Spiel - und schlug in der Verlängerung zu. Nach nur 33 Sekunden lief Österreich in einen Konter, Kaspars Daugavins schloss ihn ab. Und die Österreicher ließen die Köpfe hängen.

Österreich ist Tabellenletzter in der Gruppe A, daran sollte sich bis Dienstag etwas ändern, ansonsten steigt das Team wieder in die Division 1A ab. Zwei Spiele stehen aus, jenes gegen Deutschland am Montag (16.15 Uhr) und jenes gegen Kanada am Dienstag (12.15 Uhr). Bei einer Niederlage gegen die Deutschen, für die es nach ihrem 2:4 gegen Tschechien um gar nichts mehr geht, ist der Klassenerhalt wohl verpasst. Bei einem Erfolg lebt die Chance, schließlich hält Österreich wie Frankreich, das im direkten Duell gewann, bei drei Punkten. Frankreich spielt noch gegen die Letten (Dienstag, 16.15 Uhr), die auch nur einen Zähler mehr auf dem Konto haben und sich daher aber schon überhaupt nicht in Sicherheit wiegen können.

Daniel Ratushny ist Österreichs Teamchef, vor allem aber ist er Kanadier. Kanadier, jedenfalls im Eishockey, jammern nie, Kanadier heben immer das Positive hervor. Er sei, sagte Ratushny nach dem Lettland-Spiel, "very, very angry with the result", er sei aber auch "very, very happy with the way the guys played".

Prediger: "A lot of positive aspects"

Ratushny wirkt, wenn er in den Katakomben der wunderbaren O2-Arena im Prager Nordosten mit Journalisten redet, wie ein Prediger, er will überzeugen, er will überzeugend wirken. Im Umgang mit den Teamspielern dürfte er sich ähnlich verhalten. Auch ihnen wird er gesagt haben, dass man "a lot of positive aspects" aus der Lettland-Partie mitnehmen könne. Das Team habe organisiert gespielt, habe nicht viele Chancen zugelassen, habe viele Chancen herausgespielt. Gehapert hat es an einem Detail, freilich am entscheidenden, gehapert hat es am Verwerten. "He stopped us", sagte Ratushny über den lettischen Goalie Edgars Masalskis.

Die Österreicher haben das Toreschießen nicht erfunden. Fünf Goals (plus ein Penaltytor) in fünf Partien sind eine magere Ausbeute, und zwei Goals in vier Partien (seit dem Sieg über die Schweiz) machen noch weniger her. Jetzt also Deutschland und wieder einmal ein entscheidendes Duell. Zuletzt hatte sich Österreich einmal durchgesetzt, in der Olympiaqualifikation für Sotschi 2012, und einmal verloren, bei der WM 2013. "Wir haben eine gute Chance zu gewinnen", sagt Ratushny, der zwischen Englisch und Deutsch hin und herspringt, "und sie haben eine gute Chance zu gewinnen."

Rein theoretisch, wenn diverse andere Partien "richtig" ausgehen, wenn nämlich Frankreich noch zweimal nach jeweils sechzig Minuten verliert, könnte Österreich gegen Deutschland sogar ein Punkt reichen. Wenn, wenn, wenn, wenn, wenn. (Fritz Neumann, 11.5.2015)