Schön langsam werden die taktischen Spielchen und Kraftmeiereien, die die Regierung in Athen und die Partner in der Eurogruppe rund um die Hilfsprogramme für Griechenland veranstalten, nervig und fad.

Seit gut drei Monaten ist das Bündnis von radikalen Linken und Rechtsnationalisten unter Premierminister Alexis Tsipras im Amt. Seither gab es jede Menge falsche Versprechungen, fadenscheinige Ausreden und Drohungen - und die jeweiligen Gegendrohungen. Aber in der Sache ist man kaum weitergekommen. Außer der Vereinbarung vom 20. Februar, dass man sich an alle Vereinbarungen halten werde, die mit den Milliardenzahlungen verbunden waren, liegt kaum Konkretes auf dem Tisch.

Das jüngste Treffen der Eurofinanzminister ändert daran nichts. Man dreht sich im Kreis. Fast jedes Argument, jedes Gerücht ist seit Februar zigmal öffentlich aufgeworfen worden. Ständig steht das Land "unmittelbar" vor der Pleite. Alle paar Tage kündigt Athen eine bevorstehende Einigung an. Woche für Woche fordern Vertreter der Geldgeber neue Vorschläge. Für die Steuerzahler der Eurozone, die seit 2010 für fast 200 Milliarden Euro geradestehen, die für frühere griechische Konsum- und Schuldenexzesse bzw. zur Absicherung der Banken aufgenommen wurden, eine Pflanzerei. Es wird Zeit, die Geheimnistuerei zu beenden, Fakten auf den Tisch zu legen. Es kann nicht sein, dass die Eurozone länger untätig in Geiselhaft verharrt. (Thomas Mayer, DER STANDARD, 11.5.2015)