Feri ist zwar weit über 80, aber bei den Mädels, da lässt er nichts anbrennen. Und er kennt seine Zielgruppe, hier in dem kleinen Weiler im hintersten Winkel Rumäniens, wo die Zeit seit einem Lebensalter stehen geblieben zu sein scheint. "Im Dorf gibt es 25 Witwen, aber nur zwei oder drei sind fesch", sagt er nonchalant, während er auf seinem Pferdekarren durch den Ort zuckelt wie anderswo ein Halbstarker im 5er-BMW.

Feri glaubt zu wissen, "was Frauen wollen" – so der etwas verunglückte deutsche Titel der Film-Doku "Streams of Love" der ungarischen Filmemacherin Agnes Sós, die mit Charme und hintergründigem Schmäh über die Liebe, die Lust und die Weisheit des Alters referiert. Sie lässt zu diesem Zweck einfach die Protagonistinnen und Protagonisten selbst erzählen, wie das denn damals war mit der Liebe; damals, als sie noch jung waren; damals, als man über "das Eine" nicht sprach, sondern es im Verborgenen tat.

Foto: ORF/Taskovski Film/Zoltan Lovasi

Agnes Sós begleitete drei Jahre lang den lebenslustigen Schlawiner Feri, die resolute Veronka (eine der Feschen) und all die anderen Alten in dem Dorf am Rande der Zeit. Sie wird mit ihnen vertraut, und langsam beginnen sie zu erzählen – zuerst verschämt, dann immer lockerer. Hier der romantisch veranlagte Sensenschmied, dort die angeblich nimmersatte frisch Verstorbene; da die ehemalige Dorfschönheit und dort der steinalte Don Juan, der sich beklagt, nicht mehr so zu können, wie er gern möchte. Mit 80, freilich, da sei das noch anders gewesen, aber jetzt ...

Foto: ORF/Taskovski Film/Zoltan Lovasi

Und so lässt eine Handvoll Menschen ihr erfülltes, meist aber unerfülltes (Sex-)Leben im gottverlassenen Transsilvanien voll Selbstironie und Humor Revue passieren. Urgroßmuttertag einmal anders. (Gianluca Wallisch, 11.5.2015)

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